Daraa – Im Süden des Bürgerkriegslands Syrien droht ein neues Flüchtlingsdrama. In den vergangenen beiden Tagen seien in der Provinz Daraa mehr als 12.000 Menschen vor Kämpfen und aus Angst vor weiterer Gewalt zwischen Regierungstruppen und Opposition geflohen, erklärte die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.

Mindestens 14 Menschen seien in diesem Zeitraum ums Leben gekommen, darunter acht Zivilisten. Die Regierungskräfte hätten ihren heftigen Beschuss von Rebellenmilizen fortgesetzt. Am Mittwoch hatte das UN-Büro zur Koordination humanitärer Hilfe von 2.500 Flüchtlingen aus den ländlichen Gebieten von Daraa gesprochen.

Das Kriegsgeschehen hatte sich zuletzt in den Süden Syriens verlagert, wo die bewaffneten Gegner des Machthabers Bashar al-Assad ein größeres Gebiet an der Grenze zu Jordanien kontrollieren. Es ist neben der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens einer der wenigen Teile des Landes, der noch von Rebellen beherrscht wird.

Rebellen drohen mit Widerstand

Die Regierung verhandelt über ihren russischen Verbündeten seit Wochen mit den Rebellen in Daraa und Quneitra über die Übergabe der Gebiete unter ihrer Kontrolle. Zugleich zog sie eine große Zahl von Truppen am Rand der Rebellengebiete zusammen und drohte mit einer Offensive, sollten es trotz diplomatischer Bemühungen Russlands, der USA und des Nachbarlandes Jordanien keine Verhandlungslösung geben.

Die Rebellen in der Region drohen mit heftigem Widerstand. Unter dem Druck des Militärs haben die Aufständischen seit Jahresbeginn schon zahlreiche Gebiete aufgeben müssen.

In Daraa hatten im März 2011 die Proteste gegen die Regierung begonnen. Angesichts des brutalen Vorgehens Assads gegen die Demonstranten weiteten sich die Proteste rasch aufs ganze Land aus. Seit vergangenem Jahr gilt in Daraa eine Waffenruhe, doch will Assad ganz Syrien wieder unter seine Kontrolle bringen. Eine Offensive auf Daraa wäre wegen der Nähe zu Jordanien und den von Israel besetzten Golan-Höhen besonders sensibel. (APA, 21.6.2018)