Bild nicht mehr verfügbar.

Sonntag um Mitternacht war es so weit: Das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien wurde aufgehoben.

Foto: Reuters/HAMAD I MOHAMMED/ZOHRA BENSEMRA

Bild nicht mehr verfügbar.

Eine Frau, die bei der Erdölfördergesellschaft Aramco arbeitet, fährt in ihr Büro in Dammam, Saudi-Arabien.

Foto: REUTERS/HAMAD I MOHAMMED/ZOHRA BENSEMRA

Bild nicht mehr verfügbar.

Majdooleen, eine der ersten Frauen, die die Fahrerlaubnis in Saudi-Arabien erhielten, umarmt ihren Vater, nachdem sie in ihrer Nachbarschaft in Riad mit dem Auto unterwegs war.

Foto: Reuters/Staff

Riad – Der von Frauen in Saudi-Arabien langersehnte Tag ist da: Um Mitternacht endete am Sonntag das jahrzehntelange Fahrverbot für Frauen. Saudi-Arabien war das einzige Land der Welt, in dem Frauen nicht selbst Autofahren durften, was weltweit seit langem auf Kritik und Unverständnis stieß. Schon in den vergangenen Wochen haben sich zehntausende Frauen in Fahrschulen angemeldet und die ersten Führerscheine ausgestellt bekommen.

"Es ist ein historischer Moment für jede saudi-arabische Frau", sagte die Fernsehmoderatorin Sabika al-Dosari und setze sich wenige Minuten nach dem Ende des Fahrverbots am Sonntag in der östlichen Stadt Al-Chobar ans Steuer. Im Laufe des Tages dürften tausende Frauen ihrem Beispiel folgen. "Die Tage des stundenlangen Wartens auf einen Fahrer sind vorbei", sagte die 21-jährige Pharmaziestudentin Hatun bin Dachil. "Wir brauchen nicht länger einen Mann."

Viele Frauen feierten ihre Fahrerlaubnis bereits direkt nach Mitternacht und waren zum ersten Mal legal im Fahrersitz auf den Straßen Saudi-Arabiens unterwegs.

In den vergangenen Wochen wurden in dem konservativen Königreich die ersten Führerscheine für Frauen seit Jahrzehnten ausgestellt. Viele Frauen tauschten nach einem Praxistest ihre ausländischen Führerscheine in saudi-arabische Papiere um.

Teil der Modernisierung

Die Aufhebung des Verbots ist Teil der Reformen, mit denen der mächtige Kronprinz Mohammed bin Salman den Ölstaat liberalisieren und modernisieren will. Die Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers schätzt, dass bis 2020 rund drei Millionen Frauen einen Führerschein erhalten können. Neben Autos dürfen Frauen künftig Motorräder, Lieferwagen und Lastwagen fahren.

Frauenrechtlerinnen feiern ihren Erfolg.

Das Ende des Verbots soll den Frauen auch helfen, stärker auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. In anderen Bereichen unterliegen Frauen jedoch weiterhin strengen Restriktionen. So benötigen sie vor Reisen oder einem Studium bestimmter Berufe die Zustimmung ihrer Männer, Väter oder anderer männlicher Verwandter. In der Öffentlichkeit müssen sie ihren Körper vollständig verhüllen.

Festnahmen vor Ende des Fahrverbots

Noch kurz vor der Aufhebung des Fahrverbots wurden Frauenrechtsaktivistinnen festgenommen, die gegen das Fahrverbot gekämpft hatten. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach von einem "unerbittlichen Vorgehen gegen die Frauenrechtsbewegung".

Amnesty International und Feministinnen machen indes darauf aufmerksam, dass viele Frauenrechtsaktivistinnen immer noch einen hohen Preis für die kleinen Fortschritte im Land bezahlen müssen.

Das harte Vorgehen gegen Aktivisten wird als Warnung der autokratischen Führung gesehen, dass sie das Ausmaß der Reformen selbst bestimmen will. Das "Project on Middle East Democracy" schrieb, die Festnahmen seien ein bedrohliches Zeichen, dass Saudi-Arabien die Zivilgesellschaft auslöschen wolle. (APA, AFP, 24.6.2018)