Bisher wurde der Lifeline das Anlegen in Mittelmeeranrainerstaaten untersagt.

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Seit Tagen ist sein Schiff nun in den Nachrichten, die Kritik hat ihn dennoch bisher wenig beeindruckt. "Ich würde gern Herrn Salvini einladen", sagte Claus-Peter Reisch, "einmal mit uns eine Fahrt zu machen." Nur dann, findet der Kapitän des Rettungsschiffs Lifeline, könne der italienische Innenminister wirklich "darüber sprechen", was im Mittelmeer vorgehe. Salvini, Chef der rechtsextremen Lega, hat den Kampf gegen die NGOs im Mittelmeer für sich als Thema für seine ersten Amtswochen entdeckt. Er bezeichnet die Helfer als Schlepper, die Flüchtlinge als "Menschenfleisch", mit denen die Helfer für Geld handelten.

Zumindest für den 57-jährigen Skipper aus Landsberg am Lech zwischen Augsburg und München ist es anders. Reisch, der im Berufsleben ein Unternehmen für Installationen und Sanitärtechnik betreibt, legt in Interviews mit deutschen Medien sogar großen Wert darauf, dass er sich seine Anreise ans Mittelmeer und die Versorgung an Bord selbst finanziert. Und überhaupt ist wenig von den gängigen, etwas abgehobenen Gutmenschenklischees auszumachen, wenn man sich die zahlreichen Social-Media-Videos mit ihm ansieht, die in den vergangenen Tagen im Netz kursierten.

Kein Anlegen erlaubt

Diese haben Konjunktur, seit sich das Schiff auf einer Odyssee befindet, weil sich kein Mittelmeeranrainerstaat dazu durchringen kann, der Lifeline, den rund 250 Flüchtlingen an Bord sowie Reisch das Anlegen zu erlauben. In stark dialektgefärbtem Deutsch und Vorlese-stimme erklärt er im Netz immer wieder, dass die Lage an Bord des kleinen Kutters "noch gut" sei und man fürs erste keine Versorgungsprobleme habe – dass sich das alles aber auch schnell ändern könne, sollte etwa das Wetter umschlagen.

Und auch sonst ist es keine lange Karriere in der NGO-Szene, die den gelernten Automechaniker, der erst seit 14 Jahren den Yachtschein hat, auf hohe See gebracht hat. Im Gegenteil: Bis 2016 war er gar nicht in der Flüchtlingshilfe engagiert.

Anlass für den Meinungsumschwung, erzählte er der Augsburger Allgemeinen, waren Urlaubsfahrten im Mittelmeer 2016. Er habe sich dabei immer wieder gefragt, wie er wohl reagieren würde, wenn er plötzlich auf Flüchtlinge stoßen sollte: "Man kann die doch nicht ertrinken lassen." Erst danach, im Winter 2016, trat er in Kontakt mit NGOs, für die er seither mehrmals im Einsatz war. Immer dabei: eine Hochseeangel, mit der er sich in ruhigen Stunden ablenkt. (Manuel Escher, 25.6.2018)