Chiang Rai – Saman Gunans Aufgabe war es, den eingeschlossenen Burschen und ihrem Trainer Sauerstoff zu bringen. Mit Tanks tauchte der ehemalige Marinetaucher des thailändischen Militärs in die Tham-Luang-Höhle, wo zwölf Mitglieder einer Jugendfußballmannschaft zwischen elf und 16 Jahren und ihr Coach eingeschlossen sind.

Er schaffte es, die Tanks abzuliefern. Beim Rückweg aus dem verwinkelten Höhlensystem reichte sein eigener Sauerstoff aber nicht mehr aus. Der 38-Jährige, der sich freiwillig zu der Rettungsaktion in der nördlichen Provinz Chiang Rai gemeldet hatte, wurde von seinem Tauchpartner aus dem Wasser gezogen. Er konnte nicht mehr wiederbelebt werden. Laut Berichten will Thailands König Maha Vajiralongkorn für das Begräbnis zahlen.

Trotz der widrigen Umstände bekräftigte der Provinzgouverneur und Leiter des Rettungseinsatzes, Narongsak Osotthanakorn, am Samstagabend (Ortszeit), dass ein Rettungsversuch der Jungfußballer möglich sei. Die Beratungen und Vorbereitungen, ob und wann versucht werde, die Buben und ihren Trainer aus der Höhle zu holen, seien aber noch im Gange

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"In der Höhle sind die Umstände hart", sagte der Kommandant der thailändischen Navy Seals, Konteradmiral Arpakorn Yookongkaew, zu Medien. Sein Tauchpartner habe vergeblich Erste Hilfe geleistet, und auch ein weiterer Wiederbelebungsversuch in der dritten Kammer der Höhle sei erfolglos gewesen. Die Rettung der Eingeschlossenen würde aber weitergehen: "Ich kann garantieren, dass wir nicht in Panik verfallen und unsere Mission stoppen werden. Unser Freund wird sich nicht grundlos geopfert haben", sagte der Kommandant.

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Das Sauerstoffniveau in der Kammer, in der die Burschen und ihr Trainer Zuflucht gesucht hatten, sinkt indessen weiterhin. Liegt das Niveau normalerweise bei 21 Prozent, ist es mittlerweile auf 15 Prozent abgefallen. Der Grund dafür dürfte die große Anzahl an Menschen sein, die an der Rettungsaktion beteiligt sind: Rund eintausend Personen versuchen die Eingeschlossenen zu befreien, unter ihnen Marinetaucher, Militärangehörige und zivile Freiwillige. Auch ausländische Helfer sind angereist, um die lokalen Kräfte zu unterstützen. Die Behörden arbeiteten daran, einen fünf Kilometer langen Schlauch in die Höhle zu verlegen, mit dem die Sauerstoffzufuhr gewährleistet werden soll.

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Die Hilfsmaßnahmen in Thailand werden durch die Witterung erschwert.
Foto: RUAMKATANYU FOUNDATION/Handout via Reuters

Bohrungen im Wettlauf gegen die Zeit

Bereits mehr als hundert Rettungsschächte haben die Einsatzkräfte in die Tiefe gebohrt, um die seit zwei Wochen in einer überschwemmten Höhle festsitzenden Buben auf diesem Weg zu befreien. Bei den Bohrungen seien die zwölf Fußball-Kinder und ihr Trainer bisher aber nicht erreicht worden, wie der Leiter der Rettungsaktion, Narongsak Osottanakorn, am Samstag sagte.

Die Bohrungen durch den Berg seien bis zu 400 Meter tief, sagte Osottanakorn. Der genaue Standort der Buben in etwa 600 Metern Tiefe sei aber noch nicht gefunden worden, fügte er hinzu.

Die Kinder im Alter von 11 bis 16 seien zu geschwächt, um aus der kilometerlangen Tham-Luang-Höhle ins Freie zu tauchen. Keiner von ihnen verfügt über Taucherfahrung, einige können nicht einmal schwimmen. Für den strapaziösen Weg durch die dunkle, verwinkelte und teils sehr enge Höhle brauchen selbst Elite-Einheiten der Marine fünf bis sechs Stunden.

Moral hochhalten

Neben den Bohrungen soll auch ein Glasfaserkabel installiert werden, durch das die Eingeschlossenen mit ihren Familien in Kontakt treten können. Hauptaugenmerk der Rettungsaktion ist nicht nur die Versorgung der 13 Personen mit Medikamenten und Nahrungsmitteln, sondern auch, dass ihre Moral hochgehalten wird. Deshalb gilt es auch als unwahrscheinlich, dass die Burschen von dem Tod des Tauchers erfahren werden. Bedenken, dass die Eingeschlossenen nicht gerettet werden könnten, wenn es nicht einmal ein ausgebildeter Marinetaucher aus der Höhle schafft, entkräftet Konteradmiral Arpakorn: Bei den Elf- bis 16-Jährigen und ihrem 25-jährigen Trainer werde man mehr Vorsicht walten lassen.

Die Soldaten pumpen weiterhin Wasser aus den Höhlen. Sollte es ihnen allerdings nicht möglich sein, den Wasserstand niedrig zu halten, wäre eine vorsichtige Rettung der Eingeschlossenen wohl vom Tisch. Dann bliebe den Helfern nur noch die Möglichkeit, den Burschen und ihrem Trainer beizubringen, wie sie eine Tauchausrüstung verwenden, oder die Retter müssten monatelang auf das Ende der Regenzeit warten. Das würde die 13 Menschen in eine weitere Gefahr bringen: Dann könnten Wasserläufe in den umliegenden Hügeln die komplette Höhle fluten.

Bewegender Brief aus Höhle

Trost spendet den Angehörigen ein bewegender Brief, der ihnen aus der Höhle übermittelt wurde. Den seit Tagen vor der Höhle campierenden Angehörigen überbrachte ein Rettungstaucher nun einen handgeschriebenen Zettel mit persönlichen Botschaften der Jugendlichen. "Macht euch keine Sorgen, wir sind alle stark", heißt es in dem Brief, der am Samstag auf der Facebook-Seite der Navy Seals veröffentlicht wurde. "Wenn wir hier rauskommen, wollen wir viele Sachen essen. Wir wollen nach Hause, so schnell wie möglich."

Die Fußballmannschaft war am 23. Juni als vermisst gemeldet worden, nachdem sie sich aufgemacht hatte, die Tham-Luang-Höhle zu erkunden. Die Gruppe wurde von einem plötzlichen heftigen Regenfall überrascht und in der Höhle eingeschlossen. Am 2. Juli entdeckten britische Taucher die Eingeschlossenen rund vier Kilometer vom Höhleneingang entfernt. Die Burschen wussten nicht mehr, wie lange sie bereits in der Höhle gefangen waren.

Die internationale Fußballwelt drückte indessen ihr Mitgefühl mit der Gruppe aus. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp sagte über den TV-Sender CNN: "Bleibt stark und wisst, dass wir bei euch sind." Fifa-Präsident Gianni Infantino sagte am Freitag, dass er die Mannschaft gerne zum WM-Finale am 15. Juli nach Moskau einladen würde. Sollte sie bis dahin befreit sein. (Bianca Blei, 6.7.2018)