Eine glückliche Beziehung muss nicht zwingend monogam sein, so das Ergebnis einer kanadischen Studie.

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Guelph – Macht es glücklicher, in einer offenen oder in einer monogamen Beziehung zu leben? Egal für welches Modell man sich entscheidet, es macht keinen Unterschied – jedenfalls nicht, wenn es um die Zufriedenheit in der Beziehung geht.

Zu dem Ergebnis kommt eine neue Studie der kanadischen Universität Guelph, die unter der Leitung der Sozialpsychologin Jessica Wood durchgeführt wurde. In ihrer Untersuchung kamen Wood und ihr Forschungsteam zu dem Schluss, dass Glück und Erfüllung in nichtmonogamen Beziehungen genauso möglich sind wie im monogamen Gegenstück.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen

Die Antworten von 142 in offenen Beziehungen und 206 in monogamen Beziehungen lebenden Menschen flossen in die Befragung mit ein. Im anschließenden Vergleich kamen die Forscherinnen und Forscher zu dem Schluss, dass sich Menschen in einvernehmlichen, offenen Beziehungen in wesentlichen Bereichen nicht signifikant von jenen in einer Paarbeziehung unterscheiden: Das Level an Zufriedenheit mit der Beziehung, mit der Sexualität und auch das allgemeine psychologische Wohlbefinden in den beiden Beziehungsmodellen sind vergleichbar. Dieser Befund stelle die gesellschaftliche Ansicht, Monogamie sei das ideale Beziehungsmodell, infrage, sagt Studienautorin Wood.

Einvernehmliche Entscheidung

Wichtig ist das beidseitige Einverständnis: In offenen, einvernehmlichen Beziehungen stimmen beide Partner überein, weitere Beziehungen, sexueller oder romantischer Natur, einzugehen. Das mache diese Art der Beziehungsführung aus. In Nordamerika befänden sich zwischen drei und sieben Prozent der Bevölkerung in einer nichtmonogamen Beziehung. Es sei üblicher, als viele Leute denken. Dennoch sind Menschen, die sich für dieses Beziehungsmodell entscheiden, immer noch von Stigmatisierung betroffen, betont die Wissenschafterin.

Sex als persönliches Anliegen

Aber wie sieht er nun aus, der Weg zum Glück? In seiner Analyse kam das Forscherteam rund um Wood zu dem Schluss, dass der beste Prädiktor für Beziehungszufriedenheit eben nicht das Beziehungsmodell ist, für das man sich entscheidet. Das Ausmaß an empfundenem Glück hänge vielmehr von der Art der sexuellen Motivation ab, die hinter dem Geschlechtsakt steht, also davon, was eine Person dazu bewegt, Sex zu haben.

Um mehr Beziehungsglück zu erleben, sei es demnach entscheidend, durch intrinsische Gründe, sprich aus Eigeninteresse, zum Sex motiviert zu werden: Sex als persönliches Anliegen quasi. Ein Beispiel dafür ist, das eigene Bedürfnis nach Nähe zum Partner oder zur Partnerin befriedigen zu wollen. Anders ist es, wenn die Motivation aus der Außenwelt stammt: Werde Sex als Mittel zum Zweck eingesetzt, etwa zur Konfliktvermeidung, wirke sich das eher negativ auf die Zufriedenheit aus. (Roxane Seckauer, 13.7.2018)