An wettermäßig guten Tagen sieht man von der Pöstlingbergplattform bis zu den Alpen.

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Günther Lainer ist gelernter Tischler, ausgebildeter Pastoralassistent, Comedyjongleur und Kabarettist.

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Zuerst die Fahrt mit der Pöstlingbergbahn hinauf auf den Hausberg der Linzer, dann "Zwergerl schnäuzen" in der Grottenbahn. Diese wunderbaren Kindheitserinnerungen sind sofort präsent, wenn ich einen meiner absoluten Lieblingsplätze in der Landeshauptstadt besuche: die große Aussichtsplattform auf dem Linzer Pöstlingberg. Inmitten der einstigen maximilianischen Befestigungsanlage über die Dächer meiner Heimatstadt zu schauen bedeutet für mich aber nicht nur einen Rückblick auf unbeschwerte Kindheitstage.

Ausblick und Weitblick

Es ist der unglaubliche Ausblick, der eigentlich ein Weitblick ist – und Weitblick ist für Kabarettisten immer wichtig. An wettermäßig guten Tagen siehst du von der Pöstlingbergplattform bis zu den Alpen. Dazu kommt, dass sich die Entwicklung der Stadt gut beobachten lässt. Aktuell kann man eine Vorliebe zum Hochhausbau erkennen. Sie spießt sich mit meinem Wunsch nach Weitblick. Gut, aus dem Hochhaus hat man ihn schon. Ansonsten passen Hochhäuser nicht zu Linz. In New York, okay. Aber in Linz? Da lobe ich mir meine Innenstadtwohnung in einem dreistöckigen Haus.

Es ist nicht nur das Ins-Land-Einischauen, das mich immer wieder auf den Pöstlingberg zieht. Eine Aussichtsplattform ist stets ein Ort der Internationalität. Will ich Japaner, Koreaner, Amerikaner, Deutsche oder Vertreter sonst einer Nationalität treffen, hab ich auf dem Pöstlingberg wohl die größte Chance in Linz. Da zählt dann plötzlich nicht mehr nur der Aus- und der Weitblick. Es fasziniert mich das Sprachgewirr auf diesem steinernen Rondo. Ich suche gar nicht den persönlichen Kontakt, sondern beobachte das bunte Treiben. Verliebte Pärchen, die entspannt auf der breiten Mauer Platz nehmen. Eltern, die unentspannt ihre Kinder vom Erklimmen ebendieser breiten Mauer abhalten wollen. Die Fotojünger, die mit dem Weitwinkel den Weitblick einfangen. Die Wallfahrer, die sich vor dem Eintritt in die Pöstlingbergkirche noch einmal körperlich und geistig sammeln.

Dieser Platz ist kein Kreativort für mich. Nachdenken ist hier schwierig. Herrlich befreiend! (Aufgezeichnet von Markus Rohrhofer, 31.7.2018)