Mit dem Tod eines israelischen Soldaten durch Feuer aus dem Gazastreifen schien am Freitag der letzte Schritt an den Abgrund eines neuen Kriegs getan. Israel antwortete mit Angriffen auf mehrere militärische Hamas-Ziele – machte jedoch, anders als angedroht und von vielen erwartet, vor Schlägen gegen Hamas-Offizielle halt. Und auch die Hamas hielt ihre Leute zurück. Das Resultat ist einmal mehr eine prekäre Waffenruhe.

Der Uno-Sondergesandte für Nahost, Nikolaj Mladenow, und der ägyptische Geheimdienst fungierten als Krisenfeuerwehr und wirkten auf die Hamas ein. Sie soll nun zugesagt haben, den Gebrauch der neuesten Terrorwaffen, der brennenden Flugdrachen, einzustellen, mit denen Palästinenser israelisches Grünland in Brand setzen.

Aber auch wenn das im offiziellen israelischen Diskurs nicht vorkommt, weil mit der Reduktion auf die Hamas der Konflikt leichter zu erklären ist: Es fällt der Hamas zunehmend schwer, die Situation zu kontrollieren. Daran wirkt auch die Palästinenserbehörde im Westjordanland mit, die als israelischer Verbündeter agiert, wenn es darum geht, den Gazastreifen – dessen Bewohner nicht alle Terroristen sind – wirtschaftlich in die Knie zu zwingen.

Das heißt, es wird wieder etwas passieren. Der nächste Gaza-Krieg ist nicht abgesagt, sondern wohl nur hinausgeschoben. Israel und die Hamas kampieren am Abgrund, und niemand weiß, wie sie dort wegzubringen sind. (Gudrun Harrer, 22.7.2018)