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War von Kindesbeinen an in der Welt der Oper zuhause: die litauische Sopranistin Asmik Grigorian.

Foto: Franz Neumayr / picturedesk.com

Beim Schlussapplaus ging der Regisseur vor ihr auf die Knie. Und das vollkommen zu Recht. Knappe zwei Stunden hatte Asmik Grigorian in der umjubelten Salzburger Neudeutung von Richard Strauss’ Salome durch den italienischen Bildermagier Romeo Castellucci eine faszinierende Titelheldin gegeben: halb neckisches Mädchen, halb männerverschlingender Racheengel. Sie wälzte sich in Schlamm und Muttermilch, wechselte zwischen leisen, lyrischen Farben und dramatischen Exzessen.

Nur der berühmte Schleiertanz der Salome blieb der litauischen Sängerin erspart: Ihn hatte Castellucci gestrichen. Stattdessen verharrte Grigorian minutenlang in Embryonalstellung. Mit dieser außerordentlichen Interpretationsleistung könnte der 37-jährige Sopranistin der Durchbruch in die Topliga gelungen sein.

Bereits im vergangenen Festspielsommer war Grigorian ein Liebling des Salzburger Publikums. Die Marie in Alban Bergs Wozzek legte sie in der von Kohlezeichnungen und Videoloops gekennzeichneten Regie des Künstlers William Kentridge als einfaches, fragiles Mädchen an – gesegnet mit einer ungemein ausdrucksstarken, kraftvollen Stimme. Diese wurde ihr buchstäblich in die Wiege gelegt.

Zuhause in der Welt der Oper

Von Kindesbeinen an war die Tochter des armenischen Tenors Gegam Grigirjan und der litauischen Sopranistin Irena Milkevičiūtė in der Welt der Oper zuhause. Ihren Vater begleitete die 1981 in Vilnius geborene Sängerin bei Engagements im Westen, als dieser Operndirektor in Jerewan wurde, trat sie in seinem Haus auf.

Die ersten großen Rollen sang Grigorian bereits mit 22. "Manche von ihnen hätte ich lieber bleiben lassen sollen", sagt sie heute. Nachdem sie aber bereits früh Mutter wurde, musste sich Grigorian ihren Lebensunterhalt selbst finanzieren. Heute ist der Sohn 16, vor zwei Jahren kam eine Tochter hinzu. Diese ist auf den vielen Reisen der Mutter meist dabei. "Das ist eine Herausforderung, aber auch sehr schön", so die Sängerin.

Über 60 Rollen hat die Sopranistin im Repertoire, jährlich kommen einige neue hinzu. In den vergangenen Jahren trat Grigorian wiederholt an Opernhäusern im deutschsprachigen Raum auf: Sie glänzte als Nastasja in Tschaikowskys Zauberin (Theater an der Wien, 2014) oder als Tatjana in Eugen Onegin (Komische Oper Berlin, 2016). Nach dem Triumph bei den Festspielen werden einige erste Adressen dazukommen. (Stephan Hilpold, 29.7.2018)