Nach der Katastrophe kommt die politische Abrechnung. Die Hinterbliebenen, die Verletzten und alle, die es aus dem brennenden Ferienort Mati bei Athen noch geschafft haben, brüllen der Regierung nun ihre Wut und Verzweiflung entgegen. Das ist verständlich.

Es ist Teil der Trauerarbeit und noch darüber hinaus eine laute Klage über das kollektive, scheinbar nie endende Versagen von Staat und Gesellschaft in Griechenland: Der Staat ist nicht imstande, seine Bürger vor Bränden zu schützen in Häusern und ganzen Ortschaften, die ebendiese Bürger zu einem großen Teil illegal in brandgefährdeten Wäldern gebaut haben. Ein absurder, ein tragischer Kreislauf.

Auch die konservative Opposition und ihre Medien attackieren nun unermüdlich die Regierung von Alexis Tsipras. Sie sehen seine Schwäche. Sie glauben, jetzt sei die Chance da, die radikale Linke und die erste von ihr geführte Regierung im Land ein für alle Mal als Scharlatane vorzuführen, inkompetent und ohne Moral. Neuwahlen sind jedenfalls in Sicht.

Die griechische Regierung schwankt zwischen Ohnmacht und Verantwortung. Sie hat das Feuer nicht in Gang gesetzt, nicht den außergewöhnlichen Sturmwind entfacht, auch nicht den Bau von Siedlungen ohne Genehmigung und Infrastruktur zugelassen. Hat sie aber genug für die Sicherheit der Menschen getan? Gab es überhaupt einen Plan für den Notfall? Das muss Tsipras beantworten. (Markus Bernath, 29.7.2018)