Richard Schober im Weinkeller: Die Trockenheit im Weinviertel zwingt viele Bauern, sich Nischen zu suchen, etwa im Öko-Landbau.

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St. Pölten – Auf der Website der ÖVP Gaweinstal findet sich der Name Richard Schober gleich zweimal. Der eine Eintrag gehört dem Bürgermeister, der seit zehn Jahren die Marktgemeinde auf halbem Weg zwischen Wolkersdorf und Mistelbach führt – und dies noch für ein paar weitere Jahre vorhat, wenn ihm bei der 2020 anstehenden Gemeinderatswahl noch einmal das Vertrauen geschenkt wird.

Um sich dieser Aufgabe besser widmen zu können, hat der Bürgermeister den landwirtschaftlichen Betrieb dem 27-jährigen Sohn übergeben, dem der andere Eintrag auf der Website gehört.

Dieser sagt zwar, dass ihm die Politik in die Wiege gelegt worden sei – "aber zwei Familienmitglieder in der Gemeindepolitik, das geht nicht", ist er überzeugt. Daher hat er sich ein anderes Betätigungsfeld gesucht: Ermutigt durch den früheren Landwirtschaftskammerpräsideten Rudolf Schwarzböck ("der ist sicher ein Vorbild, wir haben ja als Weinbauern viel gemeinsam"), hat sich der junge Schober in der bäuerlichen Interessenvertretung engagiert und ist Kammerrat in der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer.

Da geht es um Fragen, die er auch im eigenen Betrieb zu spüren bekommt: "Gegen den Klimawandel können wir alle nichts tun, also stellen wir uns darauf ein." Im Weinbau – acht Hektar der 89 von Familie Schober bewirtschafteten Landwirtschaft – wird das heuer wahrscheinlich eine frühere Ernte bedeuten. Bei der Braugerste bedeutet es inzwischen geringere Erträge. Im Weinviertel fehlt es an Feuchtigkeit, und die Bauern müssen sich anpassen: "Wir müssen uns Nischen suchen, etwa den Ölkürbis für Kürbiskernöl, das in der Steiermark hergestellt wird. Und es gibt einen Trend zur biologischen Landwirtschaft, den ich politisch mit einem lachenden Auge sehe."

Auf bio umstellen

Dass das andere Auge nicht mitlachen kann, hat mit den Agrarpreisen zu tun: Ökologisch wirtschaftende Betriebe kommen zwar mit weniger Wasser und weniger Ertrag aus, weil sie für die kleineren Ernten auch bessere Preise erzielen – ob der Markt aber das ständig steigende Angebot an Bioware auch verträgt und auch in Zukunft bezahlen wird, ist offen. Seinen eigenen Betrieb will Schober jedenfalls auf bio umstellen – vielleicht kommt ja der Vater als Arbeitskraft zurück auf den Hof, wenn er in vier, fünf Jahren aus der Politik aussteigt. Und auch die Freundin, die in Wien studiert, hat Interesse an der Landwirtschaft: "Kennengelernt haben wir uns, weil sie mal bei der Weinlese mithelfen wollte."

Wie das mit der Politik neben dem landwirtschaftlichen Betrieb ausgeht? Mit Flexibilität, sagt Schober – wenn bei Tag Sitzungen sind, muss er halt am Abend mehr arbeiten und umgekehrt. Daher kann er auch nicht ganz verstehen, was so schlimm an einem Zwölfstundentag sein soll: "Das sind Zeiten, über die ich als Landwirt nur lachen kann."

Aber in seiner tiefschwarzen Gemeinde, die durch Zuzug stark wächst, sei das natürlich ebenso ein Thema wie die Sozialversicherungsreform, "da sind viele mit dem Kurs der schwarz-blauen Regierung nicht zufrieden".

Sagten Sie eben "schwarz-blau"? Ja, sagt Schober: "Wenn mich wer fragt, sag ich, dass ich ein Schwarzer bin – auch wenn türkis vielleicht jugendlicher klingt." Und in Niederösterreich sagt man ohnehin "blau-gelb", wie bei der Landtagswahl im Jänner. Da holte Schober seine ersten 315 Vorzugsstimmen. (Conrad Seidl, 30.7.2018)