Die Vizeweltmeister Alexander Horst und Clemens Doppler zählen zu den Favoriten.

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Hannes Jagerhofer: "Offenbar glaubt man an dieses Produkt".

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Wien – Ab Mittwoch mutiert die Wiener Donauinsel wieder zu einer großen Sandkiste. Ein Jahr nach der Heimweltmeisterschaft, die Clemens Doppler und Alexander Horst eine historische Silbermedaille gebracht hat, startet das Beachvolleyball-Turnier in etwas kleinerem Rahmen der Major Series. Veranstalter Hannes Jagerhofer (56) will sich aber weiter an den Dimensionen einer WM orientieren. Im Vergleich zum Vorjahr wird das Budget von neun auf sieben Millionen Euro sinken. Zwei Millionen Euro steuern Bund und die Stadt Wien bei. "Der Erfolg der WM ist nur schwer zu toppen. Wir haben für dieses Jahr fünf Millionen Euro an Sponsorgeldern aufgestellt, das ist einzigartig. Wenn du heute irgendwo nur 30.000 Euro für einen Event akquirieren willst, beißt du dir schon die Zähne aus. Aber offenbar glaubt man an dieses Produkt", sagt Jagerhofer zum STANDARD.

Das Stadion wird statt 10.000 nur 8.000 Zuschauer fassen. "Das wird man aber nicht merken, weil die Tribünen steiler sind." Zum Vergleich: In Kärnten war Platz für 6.000. Bei der WM ging sich in der Bilanz die schwarze Null nicht aus, "die bleibt unser großes Ziel, die Werbewerte bleiben aber unbezahlbar". Im Vorjahr kamen insgesamt 180.000 Zuschauer.

Perversion

Das Konzept bleibt gleich: Bumm-bumm-Musik, Gratiseintritt und eine Mischung aus Sport und Entertainment mit einem großen Beach-Village neben dem Stadion. Problematisch bleibt die nicht vorhandene Infrastruktur. Stadien werden quasi auf die grüne Wiese hingestellt, nach dem Turnier verschwinden sie wieder. Das verschlingt allein bei jedem Turnier im Schnitt zwei Millionen Euro. "Die Kosten für den Stadionaufbau sind pervers. Aber es geht nicht anders."

Mit wenigen Ausnahmen: In Hamburg finden Ende August die World Tour Finals statt, gebaggert wird im Tennisstadion am Rothenbaum. "Das kommt uns um die Hälfte billiger, ist aber eine andere Atmosphäre für die Zuschauer."

Jagerhofer wünscht sich, dass Städte in Beachvolleyball-Stadien investieren. Also Vorbild sieht er Tennisturniere auf der ATP-Tour. "Mir ist es lieber, sie stecken das Geld in permanente Stadien, als sie geben es mir." Ob er dabei auch an die Donauinsel denkt? "Nein, da gibt es keine Chance." Immerhin: Vier Side-Courts werden dauerhaft stehen- und kostenlos zugänglich bleiben.

Mit der Stadt Wien wurde eine Vereinbarung für zwei weitere Turniere bis 2020 getroffen. Stolz macht Jagerhofer, dass der Gemeinderat ohne Gegenstimme grünes Licht gab. "In Klagenfurt war das anders. Wenn eine Partei dafür ist, muss die andere dagegen stimmen, das geht dort gar nicht anders. Das ist in Wien schon cool."

Jagerhofer organisierte 20 Jahre lang das Beachvolleyball-Turnier in Kärnten, seit drei Jahren veranstaltet er Turniere der Major Series rund um den Globus. Im Herbst vergangenen Jahres übersiedelte der Klagenfurter samt Familie nach Fort Lauderdale in Florida, um den Sport in Amerika zu vermarkten. "Fort Lauderdale liebt uns, die Stadt will mit uns einen Fünfjahresvertrag abschließen. Es gibt ein Riesenprojekt für 2020, wenn der Superbowl eine Woche vor dem Major-Turnier im benachbarten Miami stattfindet. Wenn der Flieger die Räder beim Abflug einklappt, liegt die Arbeit dort aber wieder still. Nächste Woche bin wieder in den USA."

Central Park

Ein Traum für Jagerhofer wäre ein Turnier im Central Park in New York. Davor will er Beachvolleyball nach Mexiko bringen. Es gab bereits gute Gespräche mit Alejandro Burillo, einem der reichsten Männer Mexikos, der auch das Tennisturnier in Acapulco veranstaltet. Als Austragungsorte stehen Veracruz und Acapulco zur Diskussion.

Der Job bleibt stressig für Jagerhofer, auch wenn viele Helfer in seiner Werbeagentur in Österreich für ihn arbeiten. "Grundsätzlich braucht es etwa drei Jahre, um einen Standort zu festigen. Mit der Westküste in den USA und Tokio vor 2020 sollen weitere neu hinzukommen. Mit letztlich sechs bis acht Turnieren wollen wir die Benchmark sein und internationale Konzerne an Bord holen." (Florian Vetter, 31.7.2018)