Wenn andere Gruppen heruntergemacht werden, ist die Logik dahinter meist trivial: "Wir sind gut, die anderen böse". Jede Gruppe nimmt sich selbst als besser wahr, betonen Kölner Sozialpsychologen. Egal ob es sich um Fußballvereine, Mädchen und Jungen, Schulklassen oder Migrationsgruppen handelt. Die Krux daran: Es können nicht alle besser sein. Dennoch erscheint vielen das widersprüchliche Konzept schlüssig.

Warum das so ist, haben nun die Wissenschafter der Kölner Universität herausgefunden. Unterscheidungen von Gruppen lassen sich am einfachsten durch negative Merkmale treffen, da negative Eigenschaften individueller sind als positive, schreiben die Studienautoren im Fachjournal "Psychological Science".

Negatives ist vielfältiger

Die Hypothese der Forscher: Die Gründe für eine negative Einschätzung liegen weniger in Motiven wie dem Streben nach einem eigenen Vorteil, sondern in einem besonderen Effekt der Wahrnehmung: Gruppen definieren sich selber über positive Eigenschaften, andere aber über negative. Der Grund dafür: Obwohl alle Gruppen ähnliche positive Eigenschaften haben, verfügen sie über negative Eigenschaften, die sehr unterschiedlich sind.

So können alle Menschen als nett, umgänglich, zuverlässig, höflich, hilfsbereit oder fleißig beschrieben werden, doch bei den schlechten Eigenschaften gibt es ein größeres Spektrum, das als einzigartig (distinkt) wahrgenommen wird.

Eigene Kultur durch andere Brille sehen

Um ihre These zu prüfen, führten die Sozialpsychologen drei Laborexperimente durch, in denen Probanden verschiedenen "Alien-Gruppen" auf einem virtuellen Planeten begegneten. Das Ergebnis: Waren die distinkten Eigenschaften der Gruppen negativ, bewerteten die Versuchspersonen neue Alien-Gruppen negativer im Vergleich zu schon bekannten Alien-Gruppen.

"Wenn wir also beispielsweise Migranten begegnen, schauen wir immer auf die Eigenschaften, die wir von der Gruppe noch nicht kennen. Wir fragen uns: Was ist anders an diesen Leuten?", erklärt Studienleiter Hans Alves. "Das Gleiche tun wir auch, wenn wir in eine andere Kultur reisen. Zum Beispiel beobachten wir, dass in den USA Menschen dicker sind und mehr Waffen tragen – diese Eigenschaften assoziieren wir dann mit "Amerikanern" und sie bilden die Grundlage unserer Beurteilung", ergänzt der Experte.

"Das Problem ist, dass wir dadurch die Fremdgruppen ungewollt unfair bewerten", so Alves weiter. Würde man seine eigenen Gruppen auch nur aufgrund ihrer distinkten und damit negativeren Eigenschaften bewerten, hätten wir auch ein negativeres Bild von ihnen – das kann jeder auch selbst erleben: "Das geschieht zum Beispiel, wenn wir von einer langen Reise nach Hause zurückkehren und auf einmal unsere eigene Kultur durch eine andere Brille sehen und erkennen was an ihr distinkt ist", so das Fazit des Sozialpsychologen. (red, 1.8.2018)