Donald Trump greift oft und gerne kritisch berichtende Medien wie "Washington Post", "New York Times" und CNN an.

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Washington/Seattle – US-Präsident Donald Trump unterteilt die Medienlandschaft in Gut und Böse – aus seiner ganz persönlichen politischen Sicht. Fox News und dessen Besitzer Rupert Murdoch zählen zu den Guten, die "Washington Post", die "New York Times" und CNN sind böse. Doch die Qualitätsmedien halten den Angriffen des Präsidenten stand – und profitieren sogar von den Attacken.

Murdoch-Kanäle als Haussender

Immer wieder erneuert Trump seine These: Medien wie das Hauptstadtblatt "New York Times" und der Sender CNN seien "Fake-News" – und damit "Feinde des Volkes". Die Murdoch-Kanäle, allen voran der TV-Sender Fox, sind hingegen inzwischen zu einer Art Haussender für Trump geworden – mit fast einer Garantie für regierungsfreundliche Berichterstattung. Murdoch ist im Weißen Haus ein gerngesehener Gast.

Personelle Verflechtungen

Dass die Verflechtungen zwischen dem Weißen Haus und Fox eng sind, zeigt ein Blick auf Personalien. Mit Heather Nauert ist nicht nur die Sprecherin und Kommunikationschefin des Außenministeriums eine frühere Fox-Moderatorin, der neue Kommunikationschef im Weißen Haus, Bill Shine, kommt ebenfalls aus dem Hause Murdoch.

Shine wurde jüngst vom Fox-Journalisten Sebastian Gorka interviewt: Der frühere Mitarbeiter des heutigen ungarischen Regierungschefs Viktor Orbán war außenpolitischer Berater im Weißen Haus, bevor er dort im Fahrwasser von Steve Bannon die Tür gewiesen bekam und bei Murdoch einen neuen Unterschlupf fand. Wie der Fox-Rechtsaußen Sean Hannity ist Gorka noch immer im Regierungsumfeld zu finden – etwa beim Gipfel von Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in Singapur.

SBG – Unbekannt und wichtig

Das Imperium von Rupert Murdoch ist bei weitem nicht die einzige Medienmaschinerie, die sich fast in der Weise eines Staatsfernsehens für den Präsidenten und seine Regierung ins Zeug legt. Das Medienkonglomerat von Julian Sinclair (Sinclair Broadcasting Group, SBG) ist nach Meinung von Experten kaum weniger mächtig. Mit rund 200 lokalen Fernsehstationen ist SBG das größte Mediennetzwerk der Vereinigten Staaten.

Der frühere Chef der US-Medienaufsicht, Michael Copps, bezeichnete Sinclair mehrmals öffentlich als "das gefährlichste Medienunternehmen, von dem die Leute noch nie gehört haben". Sinclair ließ etwa auf allen seinen Stationen identische Stellungnahmen verlesen, in denen vor Fake-News gewarnt wurde – in der Summe wurde ein Publikum von vielen Millionen erreicht. Sinclair arbeitet eng mit einem weiteren Konsortium zusammen: Nexstar mit Sitz in Texas, ebenfalls erzkonservativ ausgerichtet, gehören über 170 lokale Stationen. Sollte die angestrebte Fusion mit der Tribune Media Group gelingen, würde das erzkonservative Netzwerk 72 Prozent der Haushalte in den USA erreichen.

Sinclair sei etwa "weit überlegen" gegenüber CNN, sagte der Präsident. Dem zum Feind erklärten regierungskritischen Sender verwehrte er vor kurzem vor den Augen der Weltöffentlichkeit eine Frage bei einer Pressekonferenz.

Vierte Gewalt erstärkt

Doch das Zurechtbiegen des Medienszene in den USA unter eifriger Mitwirkung der Regierung ist nur eine Seite der Medaille. Investigativer Journalismus der Marke "Washington Post" oder "New York Times" blüht unter Trump geradezu auf. Fast alle Skandale um den Präsidenten wurden von liberalen Medien oder mit deren Hilfe in Gang gesetzt. Die vierte Gewalt spielt ihre Macht eindrucksvoll aus. Während die USA auf dem weltweiten Index der Pressefreiheit weiter sinken, profitieren Qualitätsmedien auch wirtschaftlich von der Trump-Show.

Die "Washington Post" übersprang im September vergangenen Jahres die Schallmauer von einer Million Online-Abos. Die "New York Times" legte im ersten Amtsjahr Trumps bei der Online-Ausgabe nach Darstellung des Pew Research Center um 42 Prozent zu, das "Wall Street Journal" demnach um 26 Prozent. Und die Midterm-Wahlen im November stehen erst noch bevor. (APA, 31.7.2018)