Lieber darauf verzichten: Durch Eiswürfel im Glas trinken wir langsamer und weniger.

Foto: Corn Heribert

Wenn es heiß ist, muss man viel trinken. Laut Experten verliert ein Mensch im Durchschnitt bei um die 20 Grad einen halben Liter Schweiß, bei 35 Grad und körperlicher Betätigung können es gar bis zu sechs Liter werden.

Am besten erfrischen uns dann eiskalte Getränke direkt aus dem Kühlschrank und mit Eiswürfeln darin. Doch was bewirkt die kalte Flüssigkeit im Körper? Antworten hat Sandra Holasek vom Lehrstuhl für Immunologie und Pathophysiologie der Medizinischen Universität Graz: "Im Allgemeinen ist es so, dass uns Getränke besser schmecken, wenn sie weniger als 22 Grad haben und deswegen verspüren wir das Verlangen, nur gekühlte Getränke zu konsumieren. Wenn wir die Getränke jedoch zusätzlich mit Eiswürfeln noch stärker herunterkühlen, wird unser Trinkverhalten automatisch verlangsamt. Man nimmt also insgesamt weniger Flüssigkeit zu sich, weil das Getränk für den Körper zu kalt ist", so die Ernährungsexpertin.

Gerade im Sommer, wenn der Körper leichter dehydriert und damit noch stärker auf ausreichend Flüssigkeit angewiesen ist, ist das problematisch. Michael Gruska, Chefarzt des Arbeiter-Samariter-Bundes kennt einen weiteren Grund: "Kaltes regt im Körper die Wärmebildung an, statt sie zu verhindern", erklärt er. Der Körper muss nach einem eiskalten Getränk daran arbeiten, den Temperaturunterschied wieder auszugleichen.

Menthol stimuliert

"Mindestens zwei bis drei Liter nicht zu kaltes Wasser oder gespritzte Fruchtsäfte über den Tag verteilt zu trinken, ist die beste Methode, um Durst oder ein Überhitzen des Köpers zu vermeiden", rät Holasek. Ein guter Tipp ist auch Pfefferminze: frisch ins Glas, gekühlt als Tee oder als Kaugummi. Das darin enthaltene Menthol stimuliert oropharyngeale Kälterezeptoren, erleichtert die Atmung und ergänzt den Kühleffekt.

Zuviel des Guten ist in Sachen Abkühlung auch bei eiskalten Lebensmitteln kontraproduktiv. Eislutscher, Bananensplit und Co. verschaffen uns zwar die ersehnte Abkühlung, Holasek: "Noch bevor wir das Eis hinuntergeschluckt haben, werden über Geschmacks- und Thermorezeptoren Signale ins Gehirn übertragen. So signalisiert uns ein gekühltes Lebensmittel nicht nur eine subjektive Wahrnehmung der 'Frische', es kommt auch physiologisch messbar zu einer Kühlung des Kopfbereichs und das empfinden wir als angenehm." Zusätzlich wirken diese Süßspeisen durch den Zuckeranteil leistungssteigernd und damit "erfrischend". All diese Effekte halten aber nur sehr kurz an, so die Expertin.

Außerdem ist Vorsicht geboten: Wer es vor lauter Hitze schon einmal übertrieben hat und das Eis zu schnell gegessen hat, kennt vielleicht auch den "brain freeze", für die Expertin kein unbekanntes Phänomen: "Durch den schnellen Verzehr von kalten Lebensmitteln und Getränken kommt es zu einem vermehrten Blutfluss im Kopfbereich und die Gefäße erweitern sich. Das ist der Grund für die so genannten Kältekopfschmerzen." (red, 1.8.2018)