Rummenigge: "Ein Fußballpräsident muss über den Dingen stehen, wie das bei Franz Beckenbauer immer der Fall war."

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Berlin/München – Der Deutsche Fußball-Bund hat am Mittwoch bestätigt, in Sachen Krisenmanagement ein PR-Unternehmen engagiert zu haben. Der DFB steckt nach dem "Fall Özil", dem WM-Vorrunden-Aus und der noch immer nicht abgeschlossenen Affäre um die Heim-WM 2006 weiter in Kalamitäten. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge schoss indessen scharf gegen DFB-Präsident Reinhard Grindel und den zurückgetretenen Mesut Özil.

"Ein externer Schulterblick gehört zum Umgang mit solchen Themen. Es handelt sich dabei lediglich um ein zeitlich begrenztes, wirtschaftlich sehr überschaubares Beratungsmandat", teilte der DFB nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum Engagement der Agentur Hering Schuppener mit Standorten unter anderem in Frankfurt/Main und Berlin mit. Das Unternehmen berät auch VW im Diesel-Skandal.

Beckenbauer laut Rummenigge positives Beispiel

Dass diese Maßnahme nötig wird, wurde zuletzt auch durch die (Nicht-)-Reaktionen von Grindel im Rahmen der Causa um Özil sichtbar. Rummenigge attestierte dem Präsidenten "Populismus, um öffentlich Beifall zu bekommen" und kritisierte in der Zeitung "Sport Bild" u.a. dessen Social-Media-Aktivitäten. "Sein Twittern irritiert die gesamte Fußballbranche. Ein Fußballpräsident muss über den Dingen stehen, wie das bei Franz Beckenbauer immer der Fall war", sagte Rummenigge.

Der 56-jährige Grindel hat sich bis auf eine über den DFB verbreitete persönliche Stellungnahme nicht erklärt. Auch einige Vorwürfe des 29-jährigen Özil stehen deshalb weiter unkommentiert im Raum. Vor der Vergabe der EM 2024 am 27. September will der Verband die Kontroversen so gering wie möglich halten, um Gegenkandidat Türkei keine Angriffsfläche zu bieten.

Özils "Eigentor"

Auch gegen Özil bzw. dessen Berater holte Bayerns Vorstandschef aus. "Bitte: Er ist doch nicht kritisiert worden, weil er türkischer Abstammung ist. Das ist eine Fabel, die von seinen Beratern erzählt wird. Das geht mir ohnehin zunehmend auf die Nerven: Die Berater geben heute immer mehr die Statements und die Interviews. Das ist teilweise wie Märchenstunde", sagte der Bayern-Chef. "Mit der Nummer und diesem Statement hat sich Özil endgültig ein Eigentor geschossen."

Nach der heftigen Kritik von Vereinspräsident Uli Hoeneß an Özil sieht auch Rummenigge die sportlichen Qualitäten des Arsenal-Stars nicht als Bayern-like an. "Auf dem Ohr waren Uli und ich immer taub. Das war nie ein Spieler, mit dem wir uns auch nur zu einem Prozent beschäftigt haben. Nie!", betonte Rummenigge. "Wenn wir in London gespielt haben, hat Uli immer gesagt: Hoffentlich spielt der heute." (APA, 1.8.2018)