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4,9 Millionen Tonnen Mais und Getreide werden heuer voraussichtlich in Österreich geerntet, 1,2 Millionen Tonnen zusätzlich importiert.

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Die momentan in ganz Österreich herrschende Hitze setzt nicht nur Menschen zu, auch die Landwirtschaft leidet unter den hohen Temperaturen und der Trockenheit. Im Westen Österreichs kam es teilweise zu Totalausfällen bei Grünlandbeständen: "Es ist kein Gras mehr für das Vieh vorhanden", sagte Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger im Ö1-"Morgenjournal". Im Osten sind hingegen hauptsächlich Getreidekulturen von der Dürre betroffen.

Die Agrarmarkt Austria (AMA) geht davon aus, dass die heurige Getreideernte zwölf Prozent oder 400.000 Tonnen unter dem Fünfjahresschnitt ausfallen wird. Damit liegt sie nur leicht über dem bereits niedrigen Niveau des Vorjahres. "Die Erntemenge schrumpft", sagte AMA-Chef Günter Griesmayr am Mittwoch in einer Pressekonferenz über den langjährigen Trend. Der Klimawandel sei in der Landwirtschaft mittlerweile stark zu spüren. Zwischen heißen Trockenperioden käme es vermehrt zu Starkregenfällen, die Pflanzen zusetzen. "Den typischen Landregen gibt es praktisch nicht mehr", so Griesmayr. Für die Kulturen bedeutet die extreme Trockenheit Stress. Die Ernteerträge pro Hektar haben sich in einigen Regionen halbiert.

Früheste Getreideernte in Österreich

Der Klimawandel macht sich nicht nur durch Missernten bemerkbar, auch der Zeitpunkt der Fruchtreife verschiebt sich immer weiter nach vorn: Laut dem AMA-Chef handelt es sich heuer um die bisher früheste Getreideernte in Österreich. Aber nicht nur Körndlbauern müssen heuer früher aufs Feld: Auch Winzer berichten von der frühesten Weinernte seit Beginn der Aufzeichnungen.

Viele Bauern haben sich in den vergangenen Jahren bereits auf die sich verändernden klimatischen Bedingungen vorbereitet. Empfindliche Sorten wie die Sommergerste werden seltener angebaut – darunter könnte auch die Brauindustrie leiden. Einen starken Zuwachs gab es hingegen im Sojasektor. Die Bohne ist mittlerweile die vierthäufigste Kultur auf heimischen Äckern, Österreich der fünftgrößte Sojaproduzent der EU.

Risikoabdeckung

"Der Ackerbau ist eine große Herausforderung", sagte auch AMA-Verwaltungsratschef Franz Stefan Hautzinger, der selbst als Bauer tätig ist. "Für Landwirte ist heuer wenig bis gar nichts in der Produktion zu gewinnen." Zwar würden leicht höhere Preise die Ernteausfälle teilweise abmildern, ohne Direktzahlungen wäre der Anbau heuer jedoch ein "Nullsummenspiel". Hautzinger fordert, dass sich die öffentliche Hand angesichts des Klimawandels noch mehr im Bereich der Risikoabdeckung einbringen sollte.

Heimische Landwirte hoffen nun auf die Maisernte, die in wenigen Wochen ansteht. Sie könnte einen Teil der vorherigen Missernten ausgleichen. "Fix is nix", sagte Hautzinger dazu. Erst wenn das Korn im Silo ist, könne die AMA genaue Prognosen machen. (Nora Laufer, 1.8.2018)