Viel trinken ist meist eine Gewohnheit. Selten verbirgt sich dahinter eine Hormonstörung.

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Basel – Wer mehr als drei Liter pro Tag trinkt, nimmt zu viel Flüssigkeit auf, sagen Mediziner. Dieses literweise Trinken hat einen Namen: "Polydipsie-Polyurie-Syndrom". In seltenen Fällen ist die Ursache dafür ein Diabetes insipidus. Bei dieser Krankheit fehlt in der Hirnanhangdrüse das Hormon Vasopressin, das in unserem Körper den Wasser- und Salzgehalt reguliert. Davon Betroffene können den Urin nicht konzentrieren und verlieren deshalb große Mengen an Flüssigkeit – um nicht auszutrocknen, müssen sie entsprechend viel trinken.

Diabetes inipidus muss mit dem Hormon Vasopressin behandelt werden. Patienten, die von einer harmlosen primären Polydipsie betroffen sind, werden hingegen verhaltenstherapeutisch dazu angeleitet, ihre Trinkmenge zu reduzieren. Eine falsche Therapie kann lebensbedrohliche Folgen haben, da die Einnahme von Vasopressin ohne Indikation zu einer Wasservergiftung führen kann.

Durstversuche nicht valide genug

Bisher erfolgte die Diagnose über einen sogenannten "Durstversuch", bei dem der Patient während 16 Stunden keine Flüssigkeit zu sich nehmen durfte und die Ärzte die Konzentration des Urins analysierten. Dieser Test führt aber nur in etwa der Hälfte aller Fälle zu einer klaren und richtigen Diagnose. Zudem ist ein 16-stündiges Dursten für die Patienten äußerst unangenehm und belastend.

Forscher der Universität Basel testeten nun eine neue diagnostische Methode an rund 150 Patienten an 11 Kliniken. Die Ergebnisse wurden mit dem herkömmlichen Durstversuch verglichen. Das neue Diagnosetool besteht aus einer zweistündigen Infusion mit einer hypertonen Salzlösung. Anschliessend wird im Blut der Patienten die Konzentration des Biomarkers Copeptin gemessen, der den Gehalt des Hormons Vasopressin im Blut widerspiegelt. Das Ergebnis: Die neue Methode erzielte mit 97 Prozent eine deutlich höhere diagnostische Treffsicherheit als der klassische Durstversuch. (red, 2.8.2018)