Wien/Bratislava – Die Begegnungen in der Fußball-Europa-League-Qualifikation zwischen Rapid und Slovan Bratislava gelten als Hochrisikospiele. Die slowakischen Behörden haben den Grün-Weißen mitgeteilt, dass Ansammlungen von Rapid-Fans in der Innenstadt von Bratislava nicht geduldet werden. Die Anhänger aus Wien sollen mit Bussen samt Polizeibegleitung direkt ins Slovan-Stadion gebracht werden. Abseits von sportlichen Belangen erhält das Match am Donnerstag dadurch Brisanz, dass rechtsextreme Anhänger der Wiener Austria mit den Slovan-Fans eng verbunden sind.

Slovan-Fans versuchen sich beim UI-Cupspiel im verblichenen Hanappi-Stadion 2007 in Humor.
Foto: apa/pfarrhofer

"Unsterblich" im Slovan-Block

Der Journalist Michael Bonvalot hat in den vergangenen Jahren die Verbindungen des mittlerweile wegen seiner Nähe zum Neonazismus aus der Generali-Arena der Violetten verbannten Fanklubs "Unsterblich" (Ust) zum Anhang von Slovan Bratislava untersucht und festgestellt, dass die Verbindungen mitnichten gekappt sind. Ust-Mitglieder würden verstärkt auf Spiele von Slovan ausweichen und dort ihre Gesinnung deutlich machen. So hing etwa ein "Unsterblich"-Banner im Stile der Reichskriegsflagge, die als eindeutiger Code für neonazistische Gesinnung gilt, im April 2017 im Fanblock von Slovan beim Auswärtsmatch gegen Dunajska Streda. Bei der Partie kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Slovan-Block und der Polizei. Zuletzt tauchte die Fahne mit Foto belegt im Mai 2018 beim Spiel Slovan gegen Trnava auf.

"Verbrüderungstransparente" mit Slovan tauchen aber auch bei Heimspielen der Austria auf. Bonvalot wies darauf hin, dass Slovan auch enge Verbindungen zu den "Fanatics", derzeit der führende Fanklub auf der Osttribüne der Generali-Arena, unterhält. Insider bei der Wiener Polizei stimmen der Annahme zu, die "Fanatics" seien so etwas wie die offizielle Fassade der Ust. Rechtsextreme Symbolik ist von der Osttribüne keineswegs verschwunden. Selbst nach der Wiedereröffnung des Stadions nach der Renovierung vor wenigen Wochen fand sich bereits einschlägiges Material, darunter zumindest teilweise verbotene Symbole.

Rechtsextremer Wettbewerb

Doppelt brisant wird die Begegnung Slovan gegen Rapid, da die Fans der Wiener wiederum eine enge Freundschaft mit dem ebenfalls extrem rechts orientierten Anhang von Ferencvaros Budapest verbindet. In der Vergangenheit kam es wiederholt zu grenzüberschreitenden Verstimmungen wegen Spannungen zwischen Slowaken und der ungarischen Minderheit im Süden des Landes. Der Klub der Ungarn in der Slowakei ist Dunajska Streda.

Dieser Tage fand sich zudem in der Nähe der Generali-Arena auf einem Bretterzaun in hellblauer Schrift die Aufschrift "Jude Slovan" mit mehreren Davidsternen. Die antisemitische Aktion wird der Wien-Sektion von Sparta Prag zugeschrieben. Den Anhang der Tschechen verbindet eine langjährige Rivalität mit jenem von Slovan Bratislava.

In Bratislava und eine Woche später in Wien könnte es darum gehen auszumachen, wer unter den rechtsextremen Fangruppierungen Mitteleuropas den Führungsanspruch stellen darf, sagt Bonvalo. Auch bei Rapid gibt es dem Experten zufolge rechtsextreme Schlägertrupps. "In der Rapid-Kurve läuft es versteckter, codiert. Die zeigen die Gesinnung eben nicht."

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2014 musste ein EL-Match in Bratislava wegen Ausschreitungen von Prager Hooligans unterbrochen werden.
Foto: ap/koller

"Austria tut nicht genug"

Zu den Maßnahmen der Austria gegen neonazistische Umtriebe unter den eigenen Fans – angesichts der Geschichte des Vereins besonders paradox – sagte der Fanexperte: "Nein, ich bin nicht der Meinung, dass die Austria genug tut. Die Größe des Problems würde auch größere Maßnahmen erfordern." Zwar habe der Verein die Ust von der Tribüne verbannt. Aber es gebe weiterhin eine starke Kooperation mit rechten Fangruppen wie den "Fanatics". Borussia Dortmund habe sich angesichts des Naziproblems beim Verein stark positioniert und eindeutige Vorgaben gemacht. "Das tut die Austria nicht." Möglichkeiten gebe es, etwa bin form von Bandenwerbung oder in der Stadionzeitung. (APA, red, 7.8.2018)