Läuft alles nach Plan, beginnt am Samstag, dem 11. August, die große Reise einer kleinen Raumsonde vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida. Das extreme Ziel der Parker Solar Probe genannten Mission ist die Korona, also der äußere Teil der Sonnenatmosphäre. Die Sonde soll unseren Stern auf elliptischen Bahnen umrunden und seiner Oberfläche näher kommen als alle früheren Sonnenmissionen – bis auf sechs Millionen Kilometer.

Künstlerische Darstellung der Parker Solar Probe. Die Sonde soll neue Details über Sonnenwinde und die Hitzeentwicklung der Korona liefern.
Foto: NASA/Johns Hopkins APL/Steve Gribben

Möglich ist eine solche Rekordannäherung nur dank eines fast zwölf Zentimeter dicken Spezialschilds aus Carbonverbundmaterial. Der Panzer, der stets auf die Sonne ausgerichtet ist, soll die Instrumente im Inneren der Sonde vor Temperaturen bis zu 1400 Grad Celsius und intensiver Strahlung abschirmen. Nach Angaben der US-Weltraumbehörde Nasa wurde bisher noch nie ein Raumflugkörper solchen extremen Bedingungen ausgesetzt. Das ist riskant, aber Forscher versprechen sich viel davon: "Wir studieren die Sonne seit Jahrzehnten, aber viele wichtige Fragen sind ungelöst. Jetzt fliegen wir endlich dorthin, wo die Action ist", sagt der Nasa-Wissenschafter Alex Young.

Unklare Vorgänge

Vor allem zwei Rätseln soll die Parker Solar Probe auf den Grund gehen: Wie genau kommt es, dass die Sonnenkorona auf mehrere Millionen Grad Celsius aufgeheizt wird, während auf der Sonnenoberfläche "nur" an die 6000 Grad herrschen? Und welche physikalischen Mechanismen stecken hinter der enormen Beschleunigung der geladenen Teilchen der Sonnenwinde?

Antworten auf diese Fragen sind für die Astronomie wichtig, ist die Sonne doch der einzige Stern, den wir heute aus der Nähe erforschen können. Die Ergebnisse könnten aber durchaus auch von praktischer Bedeutung sein: Starke Sonnenwinde können den Kurzwellenfunk stören und zu Ausfällen der Kommunikation mit Satelliten führen. Sonneneruptionen sind auch für die Planung bemannter Raumfahrtmissionen ein wichtiger Faktor: Sogenannte koronale Massenauswürfe können die Dosis an Strahlen, der Raumfahrer ausgesetzt sind, erhöhen.

Video: Kurzüberblick über die Mission.
NASA Goddard

Geehrter Sonnenforscher

Die Nasa-Forscher hoffen, das Weltraumwetter mithilfe neuer Daten etwas berechenbarer machen zu können. Für ihre Untersuchungen ist die Raumsonde mit vier Hauptinstrumenten ausgestattet. Damit sollen einerseits elektrische und magnetische Felder und Wellen gemessen sowie die Plasmadichte und Temperatur der Elektronen bestimmt werden. Zudem sollen mithilfe von Partikelzählern die Strahlungsemissionen der Sonne aufgezeichnet werden. Auf ihrer Reise zur Sonne wird die Sonde sieben Vorbeiflüge an der Venus absolvieren: Sie nutzt die Gravitation des Planeten, um in gut sechs Jahren den gewünschten Orbit zu erreichen.

Es ist übrigens eine Premiere, dass die Nasa eine Mission nach einer noch lebenden Person benennt: Namensgeber für die Parker Solar Probe ist der 91-jährige US-Astrophysiker Eugene Parker, der bereits 1958 eine wegweisende Arbeit über Hochgeschwindigkeitssonnenwinde vorgelegt hat.

Der emeritierte Professor der University of Chicago zeigte sich im Vorfeld von der Mission angetan: "Es ist sehr aufregend, dass wir da endlich hinschauen können. Ich hätte gerne detailliertere Messungen der Sonnenwinde und bin mir sicher, es wird einige Überraschungen geben – die gibt es immer." (David Rennert, 9.8.2018)