Robin, zwölf, Cassandra, neun, und der siebenjährige Louis sind mit den Eltern ans Meer geflogen. In der großen Ferienanlage können alle nach Herzenslust mit anderen Kindern herumtollen. Papa Adrian ist froh, wenn er die Kinder nicht die ganze Zeit um sich hat. Er freut sich sehr, wenn die Kinder was unternehmen und er Zeit zum Entspannen findet. Anders als seine Frau, die sich dauernd Sorgen macht und nicht wirklich entspannen kann. Sie erwartet, dass ihr Partner sich mehr mit den Kindern beschäftigt, damit auch sie ein wenig was vom Urlaub hat. Die Eltern sind sich nicht einig und streiten deshalb immer wieder.

Der 13-jährige Leon ist mit seinen Eltern an den See mitgefahren. Er hat mal wieder keine Lust gemeinsam mit ihnen eine Radtour zu machen und möchte im Zimmer bleiben. Mama Sabrina versucht ihn andauernd zu überreden, mitzukommen. Papa Gerhard hingegen ist der Meinung, dass sein Sohn auch alleine bleiben kann. Schlussendlich fahren die Eltern alleine. Leon ist froh, dass er seine Ruhe hat. Sabrina kann während der ganzen Radtour nicht entspannen. Sie macht sich Sorgen und möchte am liebsten wieder zurück zur Unterkunft fahren. Gerhard ist grantig, weil der Tag schon wieder mit Streitereien begonnen hat.

Marion und Willi machen mit ihren Kindern, die zwischen sechs und 16 Jahren alt sind, dieses Jahr eine Tour durch Österreich. Teilweise haben sie gemeinsam mit den Kindern die Route zusammengestellt und immer darauf geschaut, dass es eine gute Ausgewogenheit zwischen Autofahrt, Besichtigungen und Spiel und Spaß gibt. Zeitweise ist das Autofahren mühsam, die Kinder raunzen oder streiten, aber letztlich ist es doch eine halbwegs entspannte Zeit, die alle miteinander erleben.

Streitende Kinder kommen im Urlaub häufig vor. Für Eltern bedeutet das wenig Entspannung.
Foto: https://www.istockphoto.com/at/portfolio/imgorthand

Schwierige Pubertierende

Fährt die ganze Familie gemeinsam auf Urlaub, dann sind Konflikte vorprogrammiert. Denn Kinder und Erwachsene haben meist unterschiedliche Interessen. Vor allem, wenn Jugendliche dabei sind, kann es schwierig werden. Waren die Kinder im Kindergarten- und Volksschulalter noch mit Strand, Sandburgen bauen und planschen oder dem Urlaub am Bauernhof glücklich und zufrieden, dann ist das bei den größeren Kindern nicht mehr ganz so einfach. Da wird schnell nichts Gutes an dem gemeinsamen Urlaub gefunden. Jugendliche wollen schlichtweg nicht mehr alles mitmachen müssen und eventuell lieber im Zimmer herumhocken, den ganzen Tag mit dem Handy verbringen und mit Freunden chatten oder Computerspiele spielen. Das kann für Eltern ganz schön frustrierend sein, vor allem, wenn es im Jahr davor noch ganz anders war.

Da ist es dann wichtig, Kompromisse zu finden, so dass alle etwas vom Urlaub haben. Jugendliche können ihre ersten Erfahrungen ohne Eltern machen, oder auch mal getrennt von den Eltern auf Urlaub fahren. Womöglich kann dann auch der gemeinsame Urlaub entspannte Tage beinhalten.

Entspannung im Urlaub kann für jeden Einzelnen etwas anderes sein. Am Pool liegen und lesen, wandern, sich sportlich betätigen oder eben möglichst nichts unternehmen und im abgedunkelten Zimmer bleiben und mit Smartphone oder Tablet spielen.

Reichlich Konfliktstoff

Je mehr Familienmitglieder gemeinsam auf Urlaub fahren, desto mehr Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen gibt es, die unter einen Hut gebracht werden müssen. Je eher einzelne Familienmitglieder mitmachen müssen, bei Aktivitäten, die ihnen nicht gefallen, desto eher wird kritisiert und gestritten und desto mehr Unzufriedenheit entsteht bei allen Beteiligten.

Meist kommt im Urlaub dann das zum Vorschein, was ohnehin sonst auch vorhanden ist, aber im Alltag einfach unter der Oberfläche brodelt, untergeht, unterdrückt oder verdrängt wird, wofür im tagtäglichen Zusammen- oder Nebeneinanderleben kein Platz ist. All die Streitereien, Machtkämpfe zwischen den Elternteilen oder den Kindern, die Konkurrenz zwischen den Geschwistern werden plötzlich spürbar und verderben den lang herbeigesehnten, wohlverdienten Urlaub.

Es ist aber natürlich auch das Gegenteil möglich – und vor allem wünschenswert, denn verläuft der Urlaub harmonisch, dann ist es möglich, dass das Gute und Schöne innerhalb der Familie noch mehr zum Vorschein kommt als im Alltag.

Planung ist das A und O

Einen Familienurlaub zu planen, kann zur Herausforderung werden und es gibt viel zu bedenken. Es gilt also zu überlegen, wer welche Interessen hat, ob es primär um die Erholung der Erwachsenen geht oder darum, gemeinsame Zeit zu verbringen, um kleine und große Abenteuer zu erleben.

Sehr hilfreich und wichtig ist es, die Kinder, ihre Vorlieben und Abneigungen zu kennen, dann können sich Eltern schon im Vorfeld danach richten und den Urlaubsort danach aussuchen. Sind die Kinder groß genug, dann sollten sie unbedingt in die Urlaubsplanung miteinbezogen werden. Wenig sinnvoll ist es, den Kindern etwas zu versprechen, was es dann am Urlaubsort doch nicht gibt.

Kinder wollen auch im Urlaub, in der Freizeit beschäftigt werden. Welche Möglichkeiten es für die Kinder gibt, wer mit ihnen etwas unternimmt, ob immer alle alles gemeinsam oder auch mal in unterschiedlichen Familienkonstellationen Aktivitäten unternehmen und wer vielleicht auch mal eine Zeit lang kinderfrei haben darf, sollte eventuell schon im Vorfeld gut abgesprochen und ausgemacht werden.

Das Reiseziel muss dem Urlaubsbudget angepasst werden, denn das Geld, das zur Verfügung steht, spielt eine große Rolle. Es ist vorteilhaft, wenn das Budget zulässt, dass beim Essen nicht mit den Getränken gespart werden muss, dass die Kinder auch mal ein zweites Eis bekommen oder einem besonderen Vergnügen nachgehen und sich die Erwachsenen abends mal einen Cocktail gönnen können.

Plötzliche Gemeinsamkeit

Erwachsene, die Vollzeit arbeiten, sind es oftmals nicht gewöhnt so viel Zeit mit der Partnerin oder dem Partner und den Kindern zu verbringen. Da kann es schon sein, dass es eine Zeit lang dauert bis sich alle wieder aneinander gewöhnt und den passenden Weg gefunden haben, miteinander umzugehen.

Eltern, die erwarten, dass sie sich im Familienurlaub nur erholen können, werden meist enttäuscht. Urlaub mit Kindern ist kein Urlaub von den Kindern. Wenn Elternpaare das wollen, dann ist es meist sinnvoller ohne Kinder wegzufahren. Und auch dann kann es sein, dass ob der gemachten Kompromisse Themen und Dinge aufbrechen, die normalerweise nicht an die Oberfläche kommen. Fahren Elternpaare tatsächlich mal alleine auf Urlaub, dann hilft das die Beziehung als Paar wieder zu stärken oder am Leben zu erhalten und nicht nur Mutter und Vater zu sein.

Ihre Erfahrungen?

Wie gestalten Sie den Familienurlaub? Beziehen Sie Ihre Kinder und Jugendlichen in die Urlaubsplanung mit ein? Was ist für Sie der ideale Familienurlaub? Posten Sie Ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 10.8.2018)