Verdampfen statt verbrennen ist nicht unbedingt eine harmlose Alternative, wie eine Studie zeigte. Allerdings ist die Aussagekraft der Untersuchung – allein schon durch die sehr kleine Stichprobe – sehr begrenzt.

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Die meisten Wissenschafter sind sich einig: E-Zigaretten sind weniger schädlich als das Verbrennen und Inhalieren von Tabak. Demnach birgt das Verdampfen nur zwischen fünf und 40 Prozent der Risiken herkömmlicher Zigaretten in sich. So weit der Stand der Wissenschaft, der es bislang an echten Langzeitstudien fehlt.

Eine aktuelle Untersuchung stellt den weniger schädlichen Effekt von E-Zigaretten nun infrage. US-amerikanische Forscher analysierten und verglichen das Sputum – den Schleim, der beim Husten ausgeworfen wird – von 14 Rauchern, 15 E-Zigaretten-Konsumenten und 15 Nichtrauchern.

Schleim erforschen

Das Sputum besteht aus verschiedenen Stoffen, die unsere Atemwege absondern, um sich zu reinigen und Krankheitserreger und Schmutz wieder nach draußen zu befördern. Auch Zellen des Immunsystems sind darin zu finden. An der Zusammensetzung des Sputums, so die These der Wissenschafter, können Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Tabak und E-Zigaretten gezogen werden.

Bei ihren Analysen stellten die Forscher fest, dass sich im Sputum von E-Zigaretten-Konsumenten viele Eiweiße befanden, die von den Zellen der Atemwege abgesondert werden, um toxische Aldehyde wie Formaldehyd und Acrolein, die beim Verdampfen entstehen, abzubauen. Auch in den Atemwegen von Rauchern war davon ein deutlich höherer Anteil im Vergleich zu Nichtrauchern enthalten.

Mögliche Entzündungsreaktionen

Die Forscher konzentrierten sich in ihrer Analyse vor allem auf Proteine, die an der Immunabwehr beteiligt sind. Tabak und E-Zigaretten lösen durch ihren Gehalt an Toxinen Irritationen in der Lunge aus, so die Vermutung der Wissenschafter.

Bei E-Zigaretten-Konsumenten wurden gegenüber Nichtrauchern Veränderungen in 81 Proteinen beobachtet, bei den Rauchern gab es Veränderungen in 44 Proteinen. Darunter waren Proteine, die an der Aktivierung der neutrophilen Granulozyten – die stärkste Art der weißen Blutkörperchen und die wichtigsten Helfer im unspezifischen Abwehrsystem des Blutes – beteiligt sind. Einige dieser Proteine waren im Sputum von E-Zigaretten-Konsumenten in höherer Konzentration vorhanden als bei den Tabakrauchern. Die Zahl der neutrophilen Granulozyten selbst war hingegen nur bei den Rauchern, nicht aber bei den E-Zigaretten-Konsumenten erhöht.

Ein weiterer Test zeigte, dass die neutrophilen Granulozyten von E-Zigaretten-Konsumenten vermehrt NETs ("Neutrophile Extracellular Traps") freisetzten. Dabei handelt es sich um extrazelluläre Strukturen aus Chromatin und spezifischen Proteinen, die für das Einfangen und Abtöten von Mikroorganismen essenziell sind. Besonders auffällig war, dass diese NETs auch im venösen Blut der E-Zigaretten-Konsumenten vermehrt nachgewiesen werden konnten. Für die Forscher ist das ein möglicher Hinweis darauf, dass Entzündungsreaktionen in andere Organe des Körpers exportiert werden könnten. Es brauche aber langfristige epidemiologische Studien, um herauszufinden, ob das Verdampfen häufiger zu systemischen Entzündungserkrankungen wie Lupus, Vaskulitis oder Psoriasis führe, so die Studienautoren.

Auswirkungen auf Gesundheit unklar

Ähnlich wie bei den Rauchern waren im Sputum von E-Zigaretten-Konsumenten auch einige Biomarker für den oxidativen Stress und für die angeborene Immunabwehr erhöht. Eine vermehrte Schleimproduktion, insbesondere von Mucin 5AC, die ein Kennzeichen der Lungenschädigung durch Tabakrauch ist, ließ sich im Sputum von E-Zigaretten-Konsumenten ebenfalls nachweisen.

Das Fazit der Forscher: E-Zigaretten verändert die Zusammensetzung der Eiweiße, die von den Atemwegen ausschüttet werden. Dabei gibt es sowohl Veränderungen, die mit denen im Sputum von Zigarettenrauchern übereinstimmen, als auch solche, die anscheinend nur bei Inhalieren des Dampfes von E-Zigaretten entstehen. Die konkreten Auswirkungen auf die Gesundheit sind aber noch unklar. Das werden erst Langzeitstudien zeigen. (red, 10.8.2018)