Kaum ein Hersteller geht so streng gegen ROM-Anbieter vor wie Nintendo.

Foto: super mario advance

Nintendo gilt als unnachgiebig, wenn es um das eigene Urheberrecht geht. Im vergangenen Monat ging das Unternehmen gegen zwei ROM-Anbieter mit einer Millionenklage vor und ließ einen Emulator für den Gameboy Advance aus dem Netz nehmen. Aus Angst vor einer Megaklage nahm auch die bekannte Plattform Emu-Paradise ältere Nintendo- und Playstation-Spiele aus dem Angebot. Nintendo sieht sich im Recht, weil die ROM-Seiten, die alte Spiele und zugehörige Emulatoren zum Download anbieten, massiv gegen die Rechte am eigenen geistigen Eigentum verstoßen würden. Vor Gericht würde das Unternehmen auch Recht behalten, selbst, wenn ein Spiel nicht mehr auf eine andere Weise gespielt werden kann, da es nicht mehr verkauft wird.

Entwickler entstehen

Wie "Motherboard" resümiert, könnte ein Vorgehen wie Nintendos aber desaströse Auswirkungen auf die Videospielbranche haben. So seien Generationen von Videospielentwicklern erst durch die florierende ROM-Community zu solchen geworden. Die Community hatte zumeist nicht den Anspruch, Geld mit fremdem Eigentum zu verdienen, sondern Leuten, die sonst keinen legalen Zugang zu bestimmten Games haben, eine Möglichkeit zu geben, diese zu spielen. Dazu käme, dass ein Teil der Videospielgeschichte auf diese Weise aussterben könnte.

Von alten Werken lernen

Bennett Foddy, Professor an der New York University und Entwickler der Spiele "Getting Over It" und "QWOP", erklärte "Motherboard" etwa, dass er oftmals Studenten habe, die versuchen würden, ein Problem zu lösen, welches bereits vor Jahrzehnten gelöst wurde. "Genauso, wie man es tun würde, wenn man Malerei, Musik oder Mathematik lehrt, schickt man sie als Lehrer in die Bibliothek, um die alten Klassiker zu lesen und herauszufinden, was sie richtig oder falsch gemacht haben. Das ist der einzige Weg, um uns wissenschaftlich oder kreativ weiter zu entwickeln", so Foddy.

Kaum Auswahl im Vergleich zu anderen Medien

Würde man aber rein zu legalen Methoden greifen, wären diese aktuell auf weniger als einen Prozent aller Spiele in der Games-Geschichte beschränkt. "Wenn ich Poesie lehren würde, könnte ich einem Studenten so ziemlich jedes Gedicht seit der Erfindung der Druckerei zum Lesen vorgeben", vergleicht der Professor. Dazu kommt, dass die ROM-Community erst gezeigt hat, dass ein Interesse an digitalen Nintendo-Spielen besteht.

Nintendos Virtual Console, die offizielle Seite, um Nintendo-Spiele für neuere Konsolen zu erwerben, würde vermutlich gar nicht erst bestehen, wenn es ROMs nicht gegeben hätte. Das Problem sei, dass Nintendos Klagen Sinn machen würden, wenn das Unternehmen daraus Vorteile ziehen würde, aber das sei nicht der Fall. Alte Spiele hätten kaum einen Einfluss darauf, wie sich aktuellere verkaufen. Die Nintendo Switch gilt als voller Erfolg. (red, 11.8.2018)