Steinhammer, Ketema und Herzog dürfen über Bronze jubeln.

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Lemawork Ketema sorgte für die bisher beste österreichische Platzierung in einem EM-Marathon.

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Berlin – Österreichs Marathonläufer sind bei der Leichtathletik-EM in Berlin in neue Sphären vorgedrungen. Lemawork Ketema (2:13:22) als Achter und Peter Herzog (2:15:29) als Zehnter liefen am Sonntag mit persönlichen Bestzeiten in die Top Ten. Mit Christian Steinhammer (41., 2:20:40) bedeutete das Bronze im erstmals ausgeschriebenen Teambewerb.

Sogar den Sportkoordinator des Verbandes (ÖLV), Hannes Gruber, hatte es überrascht, dass es Edelmetall für diese Wertung gab. Doch der Europaverband wertet die Medaille offiziell, es ist – nach Lukas Weißhaidingers bronzener im Diskuswurf – Österreichs zweite in Berlin und die insgesamt elfte in der EM-Geschichte. Zwei Medaillen bei einer EM hatte es zuletzt 1969 in Athen gegeben, als Liese Prokop Gold im Fünfkampf eroberte und Maria Sykora Bronze über 400 Meter.

"Unglaublich!"

Der seit 2015 eingebürgerte gebürtige Äthiopier Ketema (31) lag bis Kilometer 27 in der absoluten Spitze, dann riss er beim Rennen über vier 10-km-Schleifen plus Schlenker ein paar Sekunden auf. "Das Tempo war hoch, aber es ist gutgegangen. Ich bin es so angegangen, wie ich es wollte", sagte Ketema, der 2014 und 2015 den "Wings for Life World Run" gewonnen hatte.

Glücklich war auch Herzog (31). "Unglaublich! Ich habe zügig angefangen, ich habe mich bombenmäßig gefühlt. In der letzten Runde habe ich extrem gebüßt, aber die Stimmung war grenzwertig pervers. Das hat gepusht. Ich bin megaglücklich."

Nachdem Valentin Pfeil aufgegeben hatte, sicherte Steinhammer (29) der Mannschaft das Edelmetall, für das drei Leistungen nötig waren. "Ich wusste, ich muss durchkommen. Sonst hätte ich alles zunichtegemacht. Platz drei ist sensationell, das hätten wir uns nicht erträumt. Ich bin einfach nur happy." Für Pfeil kam das Rennen nach seinem Achillessehnenriss im Dezember zu früh. "Ich bin enttäuscht, aber ich freue mich mit den anderen."

Ambitionen

Der Einzelsieg ging mit EM-Rekord an den Belgier Koen Naert (2:09:51) vor dem Schweizer Tadesse Abraham (2:11:24) und dem Italiener Yassine Rachik (2:12:09), die Teamwertung ging an Italien (6:40:48) vor Spanien (6:42:43). Österreich (6:49:29) konnte die Schweiz (6:51:58) auf Distanz halten. Bei den Frauen siegte die Weißrussin Wolha Masuronak in 2:26:22 solo wie auch in der Mannschaft (7:21:54).

Im ÖLV will man alles daransetzen, dass die Marathonläufer von Berlin auch bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio dabei sein können. "Es ist unglaublich, was die Burschen hier geleistet haben", sagte Sportdirektor Gregor Högler. Man müsse nun "überlegen, wie wir diese Leute zu den Spielen bringen und wie sie entsprechende Unterstützung bekommen können". Der ÖLV sei in diesem Fall speziell auf öffentliche Förderungen angewiesen, da die Läufer die Kriterien für Einzelförderung nicht erfüllen. "Es wäre schön", sagt Högler, "wenn es ein gefördertes Projekt für Tokio 2020 geben könnte."(APA, fri, 12.8.2018)

Leichtathletik-EM in Berlin, Marathon, Sonntag

Männer:
1. Koen Naert (BEL) 2:09:51 Std.
2. Tadesse Abraham (SUI) 2:11:24
3. Yassine Rachik (ITA) 2:12:09

Weiters:
8. Lemawork Ketema 2:13:22
10. Peter Herzog 2:15:29
41. Christian Steinhammer 2:20:40

Ausgeschieden:
Valentin Pfeil (alle AUT)

Frauen:
1. Wolha Masuronak (BLR) 2:26:22
2. Clemence Calvin (FRA) 2:26:28
3. Eva Vrabcova Nyvltova (CZE) 2:26:31

Keine Österreicherin am Start

Team Frauen:
1. Weißrussland 7:21:54
2. Italien 7:32:46
3. Spanien 7:44:06

Team Männer:
1. Italien 6:40:48
2. Spanien 6:42:43
3. Österreich 6:49:29