Monströse Maschinen ziehen tiefe Narben in die kargen Oberflächen einst üppig bewachsener Landstriche. Gigantische Inseln aus Plastikmüll treiben durch die Ozeane und wachsen langsam zu künstlichen Kontinenten heran. Gletscher schmelzen, Wälder brennen, Rohstoffe schwinden, Städte wachsen. Die Spuren menschlicher Aktivitäten übersähen, durchdringen und umgeben den Planeten Erde inzwischen in einem solchen Ausmaß, dass Wissenschafter über die Einführung eines neuen Erdzeitalters diskutieren: das des Menschen. Geschmeichelt fühlen darf sich Homo sapiens davon nicht.

Der Phosphatabbau für die Kunstdüngerherstellung hat ganze Landstriche im US-Bundesstaat Florida verwüstet.
Foto: Edward Burtynsky, Courtesy Galerie Springer, Berlin / Metivier Gallery Toronto

Während die Wissenschaft die vielfach unklaren ökologischen Folgen der menschlichen Eingriffe in die Umwelt erforscht und nach Gegenstrategien sucht, hat die Auseinandersetzung mit dem Anthropozän längst auch die Kunst erreicht. Für die Fotografie ist das Verhältnis zwischen Mensch und Natur von jeher ein wichtiges Motiv. Die rasante Metamorphose, die sich vor unseren Augen vollzieht, die Ästhetik der Zerstörung und die Sprachlosigkeit angesichts der Gewalt, mit der der Mensch die Erde prägt, beeinflusst auch die Arbeiten von Edward Burtynsky.

Der kanadische Fotograf, der mit seinen großformatigen Aufnahmen von Industrielandschaften Bekanntheit erlangte, ist seit Jahrzehnten auf allen Kontinenten unterwegs, um den planetaren Faktor Mensch abzulichten. Viele seiner Aufnahmen stehen im Spannungsfeld zwischen katastrophaler Veränderung und atemberaubender Schönheit. In seiner neuen Arbeit "The Anthropocene Project" nähert sich Burtynsky mit den Filmemachern Nicholas de Pencier und Jennifer Baichwal dem Zeitalter des Menschen auf multimediale Weise.

Das Projekt, das Ausstellungen, einen Film und interaktive Präsentationen umfasst, wird im Herbst 2018 vorgestellt. Einige von Burtynskys Fotografien bezüglich des Anthropozäns sind schon hier und im STANDARD-Magazin FORSCHUNG zu sehen – zusammen mit anderen von der Redaktion ausgewählten Bildern zum Thema.

Das Magazin FORSCHUNG ist im STANDARD-Onlineshop um € 5,90 erhältlich. (David Rennert, Tanja Traxler, 4.9.2018)

Lithiumgewinnungsanlage in der Atacamawüste in Chile. Unter den Becken befindet sich eine der weltweit größten Lagerstätten des Elements.

Foto: Edward Burtynsky, Courtesy Galerie Springer, Berlin / Metivier Gallery Toronto

In Teichen aus arktischem Schmelzwasser haben Wissenschafter große Mengen an Mikroplastik gefunden. Durch die Erderwärmung werden die im Meereis gebundenen Partikel wieder freigegeben.

Foto: APA / Stefan Hendricks

Bild nicht mehr verfügbar.

Im Nordwesten Argentiniens liegt eine der größten Goldminen der Erde. Beim Abbau durch das Bergbauunternehmen Barrick Gold kam es immer wieder zu massiven Umweltverschmutzungen.

Foto: Reuters / Marcos Brindicci

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Inle-See in Myanmar ist Heimat und Anbaugebiet für 70.000 Menschen. Nahrungspflanzen werden auf "schwimmenden Feldern" kultiviert.

Foto: Picturedesk / Janette Hill

Der Braunkohletagebau Hambach steht wegen massiver Umweltzerstörungen in der Kritik. Es ist der größte Tagebau Deutschlands.

Foto: Edward Burtynsky, Courtesy Galerie Springer, Berlin / Metivier Gallery Toronto

Bild nicht mehr verfügbar.

Wie viele kaputte Fahrräder passen auf ein Bild? Diese Aufnahme von einem Schrottplatz in Schanghai lässt keine seriöse Zählung zu.

Foto: Reuters / Aly Song

Bild nicht mehr verfügbar.

Der grönländische Eisschild ist nach der antarktischen Polkappe die größte ständig vereiste Fläche der Erde – er schmilzt in Rekordgeschwindigkeit.

Foto: AP / Ian Joughin

Bild nicht mehr verfügbar.

Schachbrett der Holzwirtschaft: Diese Satellitenaufnahme zeigt Waldgebiete im Nordwesten der USA, die zu unterschiedlichen Zeiten abgeholzt werden.

Foto: Picturedesk / Science Photo Library / Nasa

Bildnis in Rohöl: Diese Aufnahme aus Nigeria zeigt eine Ölpipeline, die von Piraten illegal angezapft wurde. Einst stand hier ein Mangrovenwald.

Foto: Edward Burtynsky, Courtesy Galerie Springer, Berlin / Metivier Gallery Toronto

Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Rapsfeld als Kunstobjekt in der südwestchinesischen Provinz Guizhou. In dieser von Landwirtschaft dominierten Region leben mehrere Millionen Menschen unter der Armutsgrenze.

Foto: Picturedesk / Eyevine / LuWei Xinhua

Bild nicht mehr verfügbar.

Ein elfjähriger Bub sucht in einem zugemüllten Gewässer nahe Manila nach Wiederverwertbarem. Allein über Flüsse gelangen jährlich mehrere Millionen Tonnen Plastik in die Meere.

Foto: Reuters / Cheryl Ravelo

Die Holzindustrie hat den uralten Wäldern im nigerianischen Bundesstaat Lagos ber eits stark zugesetzt. Für die Anwohner ist das katastrophal.

Foto: Edward Burtynsky, Courtesy Galerie Springer, Berlin / Metivier Gallery Toronto