Für diesen Mond braucht man kein Teleskop (und in der Regel nicht einmal eine Brille). Mögliche andere können nur mit größtem technischen Aufwand entdeckt werden.
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Honolulu – Mit dem Mond – nennen wir ihn der besseren Unterscheidbarkeit halber Luna – hat die Erde einen ungewöhnlich großen Trabanten. Luna ist insgesamt betrachtet der fünftgrößte Mond im Sonnensystem, und die vier vor ihm – Ganymed, Titan, Kallisto und Io – drehen sich um die Gasriesen Jupiter und Saturn, nicht um einen kleinen Gesteinsplaneten wie die Erde. Nur zwischen Zwergplanet Pluto und seinem größten Mond Charon ist das Verhältnis noch ausgewogener.

Die Begleiter der Erde

In der Regel ist Luna der einzige Mond der Erde, doch es gibt zumindest kurzfristige Ausnahmen: 2006 wurde der zwei bis drei Meter durchmessende Asteroid 2006 RH120 vorübergehend vom Gravitationsfeld der Erde eingefangen. Ehe er den Orbit im Folgejahr wieder verließ, umrundete er viermal die Erde und war damit in dieser Zeit ein Mond. Andere erdnahe Objekte könnten das ebenfalls tun, berichten Forscher im Fachmagazin "Frontiers in Astronomy and Space Science" und wollen sich auf die Suche nach solchen Mini-Monden machen.

Ganz alleine ziehen Erde und Luna ohnehin nicht um die Sonne. Es gibt kleine Begleiter, die sich auf sogenannten Hufeisenumlaufbahnen in Erdnähe bewegen (Monde kann man sie nicht nennen, da sie die Erde nicht vollständig umkreisen) und mit dem immerhin gut 300 Meter durchmessenden 2010 TK7 auch mindestens einen Trojaner: Er läuft der Erde auf ihrer Bahn am Lagrange-Punkt L4 voraus. Seine größte Annäherung an die Erde ist immer noch mehr als 50 Mal so weit von ihr entfernt wie Luna.

Die Suche beginnt

Astronomen um Robert Jedicke von der Universität Hawaii hoffen bei ihrer Suche nach Mini-Monden nun auf das Large Synoptic Survey Telescope (LSST), das 2019 in Chile fertiggestellt werden soll. Erdnahe Asteroiden, die zu Monden werden können, kommen laut Jedicke ursprünglich aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Sie sind nicht nur klein, sondern auch sehr schnell auf ihren Bahnen unterwegs – und daher trotz ihrer Nähe zur Erde fast nur durch Zufall zu entdecken.

Das LSST soll hier System reinbringen und mindestens einmal pro Woche den ganzen Himmel absuchen können. Jedicke ist sich sicher, dass dadurch innerhalb der nächsten fünf Jahre regelmäßig zeitweilige Mini-Monde ans Licht gebracht werden. Diese wären laut dem Astronomen ideale Ziele nicht nur für Forschungszwecke, sondern auch in kommerzieller Hinsicht: Immerhin könnte man hier Testläufe für Asteroid-Mining, also den Rohstoffabbau im All, durchführen.

Testobjekte

Für Wissenschafter wäre vor allem die Beschaffenheit erdnaher Asteroiden von Interesse. Die, die man kennt, sind auf die Erde abgestürzt – die als Meteoriten übriggebliebenen Reste haben mit dem Originalobjekt aber nur mehr bedingt zu tun: Ihre instabilen Anteile wurden beim Sturz durch die Atmosphäre und den Einschlag zerstört.

Ob die erdnahen Asteroiden kompakte Felsbrocken oder eher fragile "Sandhaufen" sind, kann man erst bei einem Besuch vor Ort feststellen, sagt Studienkoautor Mikael Granvik von der Technischen Universität Luleå in Schweden. Granvik betrachtet die – noch hypothetischen – Mini-Monde als Sprungbretter für weiterführende Missionen ins Sonnensystem. (jdo, 18. 8. 2018)