Lederhosen sind längst wieder fixer Bestandteil einer rein auf Klischees beruhenden Vorstellung von echtem bäuerlichem Leben.

Man muss das natürlich mögen, aber: Wenn es ausnahmsweise einmal nicht regnet, ist das Salzkammergut eine sehr schöne Gegend. Schöne Berge, schöne Menschen, schöne Wälder, Wiesen und Auen. Schöne Seen. Am blauen Himmel picken nur ein paar pausbackige Wolken, die ausschauen wie die dicken nackerten Holzschnitzbuben in Barockkirchen. Sie spielen symbolisch Flöte und haben goldene Leintücher im Schritt drapiert. Die kleinen Luder!

Entrisch, hiesig, dasig

Darunter sumsen rund um die Seen geländegängige Jeeps herum. Aus ihnen dringt zünftige Musik, die einen Bogen vom entrischen Pop über die hiesige Heimatliebe zum dasigen Bierzeltanstich spannt.

In den Gastgärten mit Blick auf die diversen wunderschönen Naturwunder sitzen ehrliche Menschen vor herzhaften Gerichten mit geiler Soße auf der Basis von echtem ehrlichem Schwein. Sie sprechen einen mild juchzenden und zuckrig-pickerten Regiolekt. Er klingt wie eine Mischung aus einer angedüdelten Bagatelle von Mozart und dem Schneewalzer von der Bewegung Hansi Hinterseer. Das Fett könnte einem bei so viel Idylle genussvoll aus der Pappn hinunter auf die Hirschlederne rinnen, Neupreis 1450 Euro aufwärts. Gegen einen Andachtsjodler ist nämlich kein Krautsalat gewachsen. Freilich nicht!

Almhütte mit Autobahnzubringer

Apropos Hirschlederne. Lederhosen sind längst wieder fixer Bestandteil einer rein auf Klischees beruhenden Vorstellung von echtem bäuerlichem Leben. Es findet zwischen Blumenkisterln auf den Balkons mehrstöckiger Almhütten mit Fremdenzimmern und Autobahnzubringer statt.

Lederhosen nehmen mit der Nähe zum "Soiz-kamma-guat" rapide zu. Vor allem wachsen sie am Wochenende an auswärtigen Leuten, die man sonst in der Hauptstadt nur mit Jeanshosen und ohne zu Hemden verarbeiteten Geschirrtüchern am Leib kennt. Einheimische tragen das nicht. Lederhosen sind für die depperten Wiener. Vielleicht hat das etwas mit der Sehnsucht nach einer Kindheit als lustiger Bauernbub zu tun, die nie stattgefunden hat. Vielleicht sehnt man sich in schweren Zeiten nach falschen Idyllen. Zum Anschauen ist das nicht. Wir schreiben das Jahr 2018. Und jetzt machts einen Juchzer, ihr talkerten Dodeln. (Christian Schachinger, 22.8.2018)