Wien – Der Böhmische Prater, die Polizeinotrufzentrale in Wien, ein Dorf im Südburgenland, das Wiener Gänsehäufel, ein Donauschiff, ein Waschplatz in Schwechat, eine Vorarlberger Alm und der Großglockner: Nahaufnahmen von Orten und Menschen in österreichischen Begegnungszonen nimmt sich der ORF in der neuen Dokumentationsreihe Einblick ab 31. August immer freitags um 21.20 Uhr auf ORF 2 vor. Vorerst sind acht Folgen geplant und in Produktion.

Weder Doku noch Reportage

In jeweils 35 Minuten fokussiert jede Folge auf einen anderen Ort. Ed Moschitz war im Böhmischen Prater (31. August) und an der Waschstraße (5. Oktober), Peter Liska saß mit Polizisten beim Notruf (7. September), reiste mit der MS Primadonna ans Schwarze Meer (28. September), mit Caroline Haidacher fuhr er die Glocknerstraße ab (Herbst 2018). Nina Horowitz besuchte Menschen im Dorf (14. September) und Badegäste im Gänsehäufel (21. September). Kuh und Senn suchte Sabine Zink im Vorarlberger Walsertal auf (19. Oktober).

"Wir wollen ein bisschen intensiver mit der Kamera hinsehen, als das sonst in unserer schnelllebigen Zeit möglich ist", sagte Sendungsleiter Liska am Dienstag vor Journalisten. "Das ist keine Selbstverständlichkeit. Aber es zahlt sich einfach aus, wenn man Teil einer Geschichte wird, wenn man vor Ort geerdet ist."

Am 7. September gibt Peter Liska Einblick in die Zwölf-Stunden-Schichten der Polizisten in der Notrufzentrale.
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Ob der ORF damit endgültig die Wiederbelebung von Elizabeth T. Spiras Alltagsgeschichten versucht? So nah lässt Liska Assoziationen nicht kommen: "Wir bemühen uns, Einblick anders zu machen. Man darf nicht vergessen, dass seit der letzten Alltagsgeschichten-Produktion sehr viele Jahre ins Land gezogen sind." Die letzte Ausgabe von Spiras Milieudokus lief 2006. Liska sieht die Reihe als "Mischform", sieht sogar "Universum-haftes".

Ed Moschitz traf im Böhmischen Prater unter anderem auf den Schausteller Ernst Hrabalek – zu sehen am 31. August um 21.20 Uhr auf ORF 2.
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Das Format hat mit der intensiven Beobachtung einzelner Personen Parallelen zu der Reportagereihe Am Schauplatz. Einblick kommt allerdings ohne Off-Kommentar aus. Die Geschichten werden im Dokumentarfilm-Stil von den Protagonisten allein getragen. Unterschiede soll es auch in Bild, Schnitt und Ton geben.

Zwölf Drehtage wurden für jede Folge eingeplant, wobei die Produktion einiger Ausgaben aktuell noch läuft. Sendungen wie jene über das Wiener Gänsehaufel sollen dagegen eine Entwicklung abbilden, die Dreharbeiten liefen von Saisonanfang bis Herbst.

Alltag statt Pointe

Alle Geschichten mit ihrem jeweiligen Mikrokosmos verbindet ein Leitmotiv: Entschleunigung. Das Format will Programmdirektorin Kathrin Zechner als Gegenbewegung zur heutigen Beschleunigung sehen. Man müsse Menschen auf Augenhöhe begegnen, sagt Liska. Daher bilde das Format den Alltag ab und sei nicht auf der Suche nach schnellen Pointen.

Auf einer ähnlichen Schiene versucht der ORF 2016 bereits mit der Kulturdokureihe Land der ..., Menschen und ihre Lebensgeschichten in den Mittelpunkt zu stellen. Drei Folgen davon gab es auf ORF 1. Seitdem ward nichts mehr davon gehört. (nz, 22.8.2018)