Foto: APA/HARALD SCHNEIDER
Foto: APA/HARALD SCHNEIDER

PRO: Beatles und Rotlicht

von Michael Möseneder

Waren die Schnurrbärte, die die Beatles während ihrer Heroinexperimentierphase getragen haben, eine Zierde für die Pilzköpfe? Nein, waren sie nicht. Daher listet die US-Band Bloodhound Gang die Schnurrbärte in einem Lied als eines von mehreren Übeln des Alltags auf. Gleich nach "no right turn on red". Denn in den Vereinigten Staaten darf man grundsätzlich trotz Rotlichts der Ampel nach rechts abbiegen. Zu Recht.

Man mag zu Verkehrsminister Norbert Hofer stehen, wie man will, aber der Testbetrieb dieser Maßnahme in Linz ist zu begrüßen. Denn die in der Straßenverkehrsordnung erwähnte "Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs" kann gesteigert werden, wenn man nicht minutenlang an der leeren Kreuzung warten muss. Und im Leerlauf Abgase ausstößt – die Treibstoffersparnis war ein Mitgrund, warum die Möglichkeit in den USA überhaupt eingeführt wurde.

Es bleibt das Argument der Sicherheit. Die liegt natürlich primär in den Händen und Füßen der Autofahrerinnen und Autofahrer – die müssen aber bereits jetzt bei jedem Abbiegevorgang achtgeben, niemanden über den Haufen zu fahren. Bei einem Testprojekt in Kanada stiegen im Jahr 2003 die Unfallzahlen jedenfalls nicht signifikant, als freie Fahrt statt sinnloser Stillstand erlaubt wurde.

Und dafür ist ein Test da: Sollte in Oberösterreich tatsächlich schlechter Auto gefahren werden als in Nordamerika, kann man immer noch alles beim Alten lassen. (Michael Möseneder, 21.8.2018)

KONTRA: Wie ein trotziges Kind

von Guido Gluschitsch

Man muss nun wirklich kein Verkehrsexperte oder Profi im Lesen von Chemtrails sein, um zu wissen, dass Rechtsabbiegen bei Rot die Verkehrssicherheit nicht erhöht. Der Verweis auf die USA, wo das auch gut funktioniert, ist an den Haaren herbeigezogen. Gefährlich ist dieses Abbiegen nämlich besonders für Radfahrer und Fußgänger. Gerade von Ersteren gibt es in den USA-Metropolen kaum welche. Das Risiko für Fußgänger auf der Straße zu erhöhen ist sowieso blanker Wahnsinn. Gerade in Städten, wo Touristen oft abgelenkt sind und die neue Regel nicht kennen, potenziert sich ihre Gefährdung.

Um die Erhöhung des Verkehrsflusses kann es Verkehrsminister Norbert Hofer auch nicht gehen. Rechnen doch jetzt schon Verkehrsexperten vor, dass der zusätzliche Abbiegeverkehr Straßen schneller verstopfen wird.

Würde man hingegen Geld in die Hand nehmen, um das Radfahren attraktiver zu machen, den öffentlichen Verkehr auszubauen oder innovative Mobilitätsprojekte wie das eben erst vorgestellte E-Scooter-Sharing des ÖAMTC zu fördern, wären weniger Autos auf der Straße, es wäre sicherer, und alles ginge flotter. Aber das spielt halt leider der für Hofer völlig falschen Klientel in die Hand.

Dieser wirkt indes wie ein trotziges kleines Kind, das dringend seine Hausaufgaben machen sollte, stattdessen aber lieber fein säuberlich alle Bleistifte spitzt – obwohl die Hausübungen mit Füllfeder zu schreiben sind. (Guido Gluschitsch, 21.8.2018)