688 Stipendiatinnen und Stipendiaten, die aus 92 Ländern kommen und insgesamt 114 Sprachen beherrschen, nehmen dieses Jahr am Europäischen Forum Alpbach teil. So die Fakten. Interessanter ist aber, dass gemäß dem diesjährigen Thema "Diversität und Resilienz" verschiedenste Religionen vertreten sind, unter anderem die doch etwas ungewöhnliche "Church of the Flying Spaghetti Monster", je zu 50 Prozent Männer und Frauen anzutreffen sind und – weg von der Diversität und hin zu den Gemeinsamkeiten – fast alle Pizza lieben!

Der Großteil der Stipendiatinnen und Stipendiaten pilgert täglich den sogenannten "Shortcut" vom Zentrum des kleinen Denkerdorfes Alpbach hinunter zur Hauptschule, um sich bei einem der 21 angebotenen Seminaren aktiv zu engagieren. Die Seminare umfassen beispielsweise Themen wie Digitalisierung, Reproduktionsrechte, Schauspielerei, Präzisionsmedizin oder Wirtschaftsschocks. Dass der "Shortcut" nicht zwingend "shorter" ist als der reguläre Weg, der am von allen sehr geschätzten Supermarkt vorbeiführt, stört bei der traumhaften Aussicht auf die umliegenden Berge und Blumenhäusern kaum. Gemeinsam finden sich am Vor- und Nachmittag dann alle in den Kaffeepausen vor der Hauptschule ein, um das eben Gehörte und Gelernte noch weiter zu diskutieren, die Sonne auf 1000 Metern zu genießen und den Kampf gegen die allgegenwärtige Müdigkeit mit viel Koffein anzutreten.

Eröffnung der Tiroltage am Dorfplatz mit Schützen, Blasmusik und Weißwurstfrühstück.
Foto: Eva Karlinger

Sonnenaufgang am Gratelspitz

Gemeinsam erkunden die meisten außerdem die Diversität an Wanderwegen, die das schöne Alpbachtal zu bieten hat. Ein Muss für alle ist hierbei das Wiedersbergerhorn, zu dessen Gipfel eine Gondel führt und wo es viele wegen des echten Kaiserschmarrns hin verschlägt. Aufregender hingegen ist die jährlich durchgeführte Wanderung zum Gratelspitz, der mächtig auf 1899 Meter über Alpbach thront. Die Wanderung, bei der man 900 Höhenmeter auf Felsen und engen Wegen überwindet, ist ein echtes Erlebnis, vor allem wenn sie – wie von Einheimischen empfohlen – in den frühen Morgenstunden mit Stirnlampe und windfester Jacke unternommen wird, um von der Spitze den majestätischen Sonnenaufgang über dem Alpenpanorama auf sich wirken lassen zu können. Wer danach noch genug Energie hat, findet sich oft zu einem Frühstück mit Weißwurst und Bier am Dorfplatz ein oder erkundet das Kongresszentrum und seine diversen Veranstaltungen.

Neben Vorträgen, Diskussionen und Panels zu Themen wie Medizin, Politik oder Wirtschaft gibt es regelmäßig Kamingespräche im Freien mit interessanten Persönlichkeiten aus allen Sparten und Ländern sowie diverse Kunstinstallationen. Eine weitere große Gemeinsamkeit der Stipendiatinnen und Stipendiaten ist ihre Liebe zum heuer installierten Bällebad auf dem Dach des Kongresszentrums. Hier entdecken alle das Kind in sich und tauchen gemeinsam unter, um dem Trubel des Dorfes für ein paar Augenblicke zu entfliehen.

Wandern im Alpbachtal.
Foto: Eva Karlinger
Sonnenaufgang vom Gratelspitz.
Foto: Eva Karlinger

Der Jakober

Die wohl größte Gemeinsamkeit der diversen Forumsteilnehmerinnen und -teilnehmern ist aber erst am Abend erkennbar: der Jakober. Der Jakober ist der bekannteste – vielleicht weil fast einzige – Wirt in Alpbach, der sich jeden Abend in die Partylocation des Dorfes verwandelt. Die Tanzfläche ist schnell gefunden – gibt es nur einen Raum mit Bar –, die meisten bevorzugen aber Frischluft und so kann es schnell passieren, dass Partylustige sich am ganzen Dorfplatz bis hin zur gegenüberliegenden Kirche verteilen. Jeder kennt den legendären Barkeeper, der sich – ein Zufall? – Jakob nennt und der Sohn des Besitzers ist, jeder trinkt Tschackadulli (Bier mit einem Schuss Haselnussschnaps – andere Schreibweisen werden gerne akzeptiert) oder zu späterer Stunde Tschackaquila (Bier mit Tequila). Es gibt in ganz Alpbach keinen besseren Ort, um mit neuen und alten Gesichtern Erlebtes zu thematisieren, Smalltalk zu führen und sich über Kontinente hinweg zu vernetzen. Besonders witzig wird es, wenn motivierte Wanderinnen und Wanderer um vier Uhr morgens zu einer Wanderung auf den Gratelspitz aufbrechen und mit den letzten Partyfreudigen vor dem Jakober noch ein Tschackadulli teilen, bevor der Gipfel erklommen wird.

Diversität an Abendaktivitäten

Wer nicht jeden Abend im Jakober verbringen möchte, hat in Alpbach ein erstaunliches Spektrum an anderen Möglichkeiten. Gemeinsam daheim mit anderen, mittlerweile zu Freunden gewordenen Stipendiatinnen und Stipendiaten den Tag Revue passieren lassen und Spezialitäten kochen weist genauso viele Vorzüge auf wie der Besuch einer der zahlreichen Veranstaltungen. So wurde die Diversität der Teilnehmenden am Forum beim International Evening im Kongresszentrum und auf der Diving-into-Diversity-Party in der Festhütte im Nachbarort Inneralpbach zelebriert. In den luxuriösen Hotels des Ortes werden außerdem oft Empfänge von verschiedenen Firmen angeboten, ein Pubquiz konnte bereits mit großem Erfolg beschritten werden – sofern man sich über den Ort Alpbach im Vorfeld etwas informiert hatte – und bei allen bekannt und beliebt ist auch das fast täglich angebotene "Yoga with Carla". Konzerte, Messen in der Pfarrkirche und Networkingevents runden das umfassende Abendprogramm ab. Egal ob verschieden oder gleich, gemeinsam oder allein: fad wird es in Alpbach nie! (Eva Karlinger, 22.8.2018)

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