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Wer ist an unserer Seite? Anders als im Film "Guardians of the Galaxy" möglicherweise niemand ...
Foto: AP Photo/Disney

Oxford – 1961 stellte der US-amerikanische Astrophysiker Frank Drake eine Berechnung zur Wahrscheinlichkeit der Existenz außerirdischer Zivilisationen vor. Diese als Drake-Gleichung berühmt gewordene Kalkulation musste natürlich mit groben Schätzungen und Unbekannten arbeiten – von der Rate der Sternentstehung im Universum bis zur Anzahl der Planeten, auf denen aus einfachem Leben intelligentes wird. Insgesamt aber zeichnete sie ein recht optimistisches Bild.

Der Grund: Die schiere Anzahl der Sterne in der Milchstraße und der Galaxien im Universum würde es nahezu ausschließen, dass unsere Zivilisation die einzige ist. Die Zahl der potenziellen Nachbar-Zivilisationen schwankte je nachdem, wie streng die Faktoren gewichtet wurden – die alleroptimistischste Auslegung kam gar auf einen Wert von vier Millionen Zivilisationen in der Milchstraße allein.

Dazwischengegrätscht

Forscher um Anders Sandberg von der Universität Oxford haben nun jedoch ein Paper veröffentlicht, demzufolge die Vorstellung von einem Universum voller hoch entwickelter Zivilisationen weit weniger wahrscheinlich wirkt. Die Studie ist bisher nur auf der Online-Plattform arXiv.org erschienen, soll aber demnächst im Fachblatt "Proceedings of the Royal Society A" veröffentlicht werden.

Für ihren Artikel ermittelten Sandberg und seine Kollegen anhand aktueller Fachliteratur, wie grob die Schätzungen der Drake-Gleichung und mit ihr verwandter Formeln sind, und wie unsicher damit die errechneten Zahlen werden. Anstelle fester Werte setzten sie Wahrscheinlichkeitsverteilungen ein und erhielten somit ein ganz anderes Bild.

Ernüchternde Zahlen

Je nachdem, wie optimistisch oder pessimistisch sie die Schwankungsbreiten wählten, ermittelten die Forscher Wahrscheinlichkeiten zwischen 53 und über 99 Prozent, dass wir allein in der Milchstraße sind. Und sie kamen auf Wahrscheinlichkeiten zwischen 39 und 85 Prozent, dass es außer uns im ganzen sichtbaren Universum kein intelligentes Leben gibt – ein ernüchternder Gedanke.

Wichtiger als solche Hausnummern ist laut den Forschern aber ohnehin, dass man sich der Erkenntnis stellt, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit nur wenige Zivilisationen gibt. Wir sollten also "nicht überrascht sein, wenn wir keine Anzeichen für anderes intelligentes Leben finden", schreiben sie. Die wenigen hypothetischen Zivilisationen, die es gäbe, wären dann entsprechend weit verstreut. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine in kontaktier- oder gar erreichbarer Nähe befindet, wäre verschwindend gering.

Das Fermi-Paradoxon, das sich darum dreht, warum wir trotz potenziell vieler Alien-Zivilisationen noch keinen Beweis für außerirdische Intelligenz haben, ist laut Sandberg damit gegenstandslos. Gedankenkonstrukte wie "Great Filters" – unbekannte Faktoren, die das Aufkommen von Zivilisationen verhindern – könne man sich also sparen.

Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen

Die Hoffnung lebt aber: Für ihr Paper griffen die Autoren auf den aktuellen Forschungsstand zurück – doch der ist laufend in Erweiterung. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten wusste man nicht einmal sicher, ob es in anderen Sternsystemen überhaupt Planeten gibt. Diese Frage ist inzwischen mit einem eindrücklichen Ja beantwortet worden – nun gilt es, Anzeichen für Leben auf anderen Planeten zu entdecken. Selbst wenn es sich dabei nicht um intelligentes Leben handelt, würde es die Wahrscheinlichkeitsverteilungen in der Gleichung schon wieder verschieben, so Sandberg. (red, 26. 8. 2018)