Blogger Markus Wilhelm deckt reihenweise Skandale in Tirol auf.

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Der schreibende Bergbauer aus dem Ötztal hat wieder einen Volltreffer gelandet. Dieses Mal gilt die spitze Feder Markus Wilhelms, der seit Ende der 1970er-Jahre gegen Filz und Korruption in Tirol ankämpft, einem Jungstar der Türkisen.

Dominik Schrott, seines Zeichens Freund von Parteichef Sebastian Kurz, der bei der Nationalratswahl 2017 erfahrene Mandatare ausgebremst hat, soll mit unlauteren Mitteln arbeiten. Wilhelm hat ihn nun über seinen Blog dietiwag.org erfolgreich demontiert.

Den Blog gibt es seit 2004, zuvor hat Wilhelm das politische Magazin Föhn herausgegeben. Dietiwag.org entstand als Reaktion auf Kraftwerkspläne des Stromriesen Tiwag im Ötztal.

Dort, im "Massentourismuskaff" (Wilhelm) Sölden, lebt Markus Wilhelm mit seiner Lebensgefährtin, bewirtschaftet einen kleinen Bauernhof, züchtet Schafe. Das Bauernleben kennt er seit seiner Kindheit, schon mit acht Jahren war er Hütebub auf der Alm.

Applaus der Leser, Klagen der Gegner

Für seine publizistische Tätigkeit bekommt Wilhelm nichts, außer Applaus der Leserschaft und Klagen seiner Gegner. Doch bis auf einen Prozess hat Wilhelm bisher alle Klagen mit Freisprüchen überstanden. Markus Wilhelm ist quasi der Ombudsmann jener Menschen, die das traditionelle Zusammenspiel von Regierenden und Wirtschaft satthaben. In seinem Whistleblower-Briefkasten landen Informationen aus Ämtern, Gemeindestuben, Firmen. Streng vertraulich und oft auch anonym. Kritiker sagen dazu Vernaderung, Gegner Verleumdung. Gebloggt wird nichts ungeprüft, entgegnet Wilhelm. Ein Netzwerk von Fachleuten hilft ihm dabei. Droht ein Prozess, spendet die Crowd.

Wilhelm ist polemisch, in seinen Formulierungen oft deftig. Dazu steht er. Polemiken könne er sich nur leisten, weil er seine Vorwürfe belegen könne, sagt er. Er sei ja kein Journalist, sondern Zuspitzer, möchte durch Schreiben politische Wirkung erzielen.

Jüngster Coup gegen das Tiroler Establishment sind seine Veröffentlichungen über Lohndumping, Korruption und sexuelle Belästigung bei den Tiroler Festspielen Erl. Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner, ehemaliger Abgeordneter der Liberalen, klagte auf Unterlassung mit einem Streitwert von 100.000 Euro. So musste Wilhelm das Blogforum vorübergehend schließen. "Herr Haselsteiner mag kein liberales Forum", merkt Markus Wilhelm dazu auf der Forumseite süffisant an. (Jutta Berger, 26.8.2018)