Glioblastome sind Hirntumore mit schlechter Prognose. Selbst unter bester medizinischer Versorgung liegt die mediane Überlebenszeit nur bei etwas mehr als einem Jahr. Nur sehr wenige Patienten leben länger als drei Jahre. Trotz intensiver Bemühungen gab es in den vergangenen zehn Jahren nur wenig Fortschritt in der Therapie. Eine ganze Reihe von Studien der Phase III mit zielgerichteten Medikamenten haben dabei versagt, das Gesamtüberleben zu verbessern, soweit der Status Quo.

Die neue Arbeit basiert auf dem Österreichischen Hirntumorregister, das von Adelheid Wöhrer vom Institut für Neurologie der MedUni Wien (AKH) in Kooperation mit zahlreichen österreichischen Krankenhäusern aufgebaut worden ist.

Bei vielen onkologischen Erkrankungen zeigt schon die Genetik der Tumorzellen selbst eine große Variabilität. Doch hinzu kommt noch die Epigenetik. Das sind Faktoren, welche die Ablesbarkeit der DNA verändern, indem sie diese erleichtern oder erschweren. "In der Studie wurde das sogenannte Methylierungsmuster von Tumorgewebe von rund 200 Patienten untersucht", sagt Glioblastom-Spezialist Matthias Preusser von der Klinischen Abteilung für Onkologie der MedUni Wien am AKH.

Bauplan umsetzen

Methylierung bedeutet, das chemische Anhängen von Methylgruppen an DNA-Teile. "Eine solche Methylierung führt üblicherweise zum Stilllegen der Ablesung des betroffenen DNA-Abschnitts", ergänzt Preusser.

Die Resultate der Untersuchungen waren sehr unterschiedlich. Beim Vergleich von primärem Tumormaterial und von Gewebe aus nach der Ersttherapie wieder aufgetauchten Glioblastomen zeigten sich nur subtile Unterschiede im Methylierungsmuster. Man hätte hingegen eventuell annehmen können, dass sich diese Methylierung im Lauf der Erkrankung verändert. Doch das dürfte kaum der Fall sein.

Auf der anderen Seite zeigte sich, dass die Methylierung der Tumor-DNA offenbar einen Einfluss auf das "Mikroklima" (Microenvironment) besitzt. "Da gibt es Unterschiede bei der Art und der Zahl von Immunzellen, welche in den Tumor einwandern", sagt Preusser. Interessanterweise zeigten Tumoren, in denen mehr "Fresszellen" (Makrophagen) gefunden wurden, eine aggressivere Verlaufsform. Immunzellen können offenbar auch das Wachstum von bösartigen Tumoren antreiben. Schneller wachsende Glioblastome zeigten an bestimmten Stellen eher einen mittleren Methylierungsgrad. Langsam wachsende Tumoren wiesen eher extreme Methylierungsmuster auf.

Eigenschaften des Tumors erkennen

"Es hat sich gezeigt, dass die Untersuchung von Gliobastomen auf ihr Methylierungsmuster hilfreich bei der Klassifikation der beim einzelnen Patienten vorliegenden Erkrankung sein kann", sagt Preusser. Dadurch ließen sich in Zukunft möglicherweise Therapien genauer abstimmen und damit die Wirksamkeit erhöhen.

"Die Sequenzierung der DNA-Methylierungen – als einzelner Test – kann dazu benutzt werden, um eine große Bandbreite an klinisch relevanten Tumoreigenschaften vorherzusagen", so CeMM-Wissenschafterin Johanna Klughammer, eine der beiden Erstautorinnen der Studie. "Damit stellt sie einen wirkungsvollen Ansatz dar, um die molekulare Heterogenität dieser Hirntumore zu charakterisieren." (APA, 28.8.2018)