In den letzten Tagen machte Serena Williams von sich reden. Die Amerikanerin hatte während der French Open in Paris in einem Ganzkörperanzug den Platz betreten. Der knallenge Einteiler, ihr persönliches "Superhero"-Kostüm, sorge für eine bessere Durchblutung, erklärte die 36-Jährige. Der französische Verbandspräsident Bernard Giudicelli ließ das nicht gelten, er zeigte sich "not amused" angesichts solch ausgekochten modischen Eigensinns auf dem Platz.

Dabei ist es doch insbesondere Exzentrikerinnen wie Serena Williams zu verdanken, dass Tennis wieder angesagt ist: Gerade erst trat sie bei den US Open in einem asymmetrischen Tennis-Tutu auf, designt von Virgil Abloh für den Ausstatter Nike. Im Februar stellte Williams auf dem Cover der amerikanischen "Vogue" ihre Tochter Alexis vor, auf der Hochzeit von Meghan Markle und Prinz Harry wurde über ihre Kleider diskutiert.

Serena Williams im Tennis-Tutu ...
Foto: APA/AFP/EDUARDO MUNOZ ALVAREZ
... von Offwhite-Designer Virgil Abloh.
Foto: Nike

Natürlich ist Serena Williams aber nicht allein dafür verantwortlich, dass seit einigen Saisonen Stirnbänder, Poloshirts und kleine Tennishosen ein modisches Comeback feiern. Auch die Protagonisten von damals erleben eine Wiederauferstehung: In dem Film "Borg / McEnroe" über die Tennisspieler Björn Borg und John McEnroe zum Beispiel oder in "Kampf der Geschlechter", der das legendäre Tennisduell zwischen der fünffachen Wimbledon-Siegerin Billie Jean King und dem ehemaligen Spitzenspieler Bobby Riggs von 1973 nachstellt.

Retro-Vibes in "Kampf der Geschlechter".
KinoCheck

Die Hersteller haben längst Witterung aufgenommen. Fila erinnert auf seinem Instagram-Account an die Trainingsjacken und Stirnbänder von Björn Borg und verpflichtete gleich einmal dessen jugendlichen Sohn Leo.

Das einst elitäre Image des Tennissports entschärfen Kooperationen wie die der amerikanischen Kette Forever 21 mit der Sportartikelfirma Wilson Sporting Goods oder die des jungen Unternehmens Outdoor Voices mit der norwegischen Tennisspielerin Astrid Wanja Brune Olsen – sie trägt ein silbernes Brillengestell (wie damals Martina Navratilova) auf der Nase: Die Kampagnen und Kollektionen sind perfekt zugeschnitten auf den Geschmack der Generation Netflix, sie sehen aus, als seien sie in den 1980er-Jahren hängengeblieben.

Philipp Brunsteiner hat das Motiv des Boris-Shirts des Tennisclubs SV Schwarz-Blau entworfen.
Foto: Nikolaus Ganahl

Es geht allerdings noch spezieller. Der in Wien ansässige Tennisclub SV Schwarz-Blau weiß natürlich längst, dass Tennis lässiger als Fußball ist, und hat ein "Boris"-Shirt entworfen. Das würde ein Leo Borg aus Loyalitätsgründen vielleicht ausschlagen, wir aber sicher nicht. (Anne Feldkamp, 30.8.2018)