Für semi-professionelle Teams ist die KI furchterregend, gegen die Mannschaften aus dem Spitzenfeld war sie aber klar unterlegen.

Foto: Valve

Das komplexe Brettspiel "Go" bleibt vorerst die letzte Domäne, in der Künstliche Intelligenz ihre menschlichen Kontrahenten in die Schranken weisen kann. Die OpenAI der gleichnamigen Forschungsstiftung nahm kürzlich einen Anlauf, selbiges auch beim MOBA Dota 2 zu schaffen.

Im Rahmen des diesjährigen, hochdotierten "The International"-Turniers trat ein Team aus computergesteuerten Bots gegen menschliche Profis an. Trotz guter Vorzeichen unterlagen die "Roboter" letztlich klar, berichtet PC Gamer.

OpenAI bisher ziemlich erfolgreich

Ausgetragen wurde ein Best-of-3 mit deutlichen Einschnitten ins Regelwerk, um der KI entgegen zu kommen. So war die Auswahl nur auf bestimmte Champions beschränkt, diverse Ausrüstungsbestandteile standen nicht zur Verfügung und auch Wards – von Spieler platzierbare Gegenstände, die ein Sichtfeld um sich herum erzeugen – konnten nicht verwendet werden.

Die KI war in den vergangenen Monaten stetig verbessert worden. Sie hatte schon erfolgreich Teams der Entwickler und der Dota 2-Macher von Valve und auch semi-professionelle Spieler bezwungen. Gegen die Elite, Spieler in professionellen Clans, die beruflich um hohe Preisgelder konkurrieren, musste sie sich geschlagen geben.

Pain Gaming vs. OpenAI
DotaCinema

Menschliche Profis gewinnen 2-0

Bereits nach zwei Spielen stand der Sieg für die Kämpfer aus Fleisch und Blut fest. Sowohl gegen den chinesischen Clan Big God, als auch das brasilianische Team Pain Gaming zog man den Kürzeren. Bemerkenswert ist, dass die Matches mit jeweils rund einer Stunde überdurchschnittlich lange dauerten. Das spiegelt auch den Verlauf der Partien wieder.

So waren die Bots laut PC Gamer vor allem zu Beginn der Matches klar im Vorteil. Sie reagierten gut auf kurzfristige Ereignisse und hielten bei den Player-Kills gut mit. Beim Sammeln von Gold – durch das Töten der automatisch gesteuerten Creeps sowie der Erfüllung von fortschrittsrelevanten Aufgaben, etwa der Zerstörung von Türmen – gelangten sie aber bei den Goldeinkünften in Rückstand.

Big God gegen OpenAI
Dota 2 Daily

KI stark zu Beginn, aber strategisch unterlegen

Die menschlichen Spieler konnten damit Ausrüstungsgegenstände früher kaufen, was zusätzliche Vorteile bei Auseinandersetzungen bringt. Zudem versuchten sie, KI-Spieler in Situationen zu bringen, mit denen sie nicht umzugehen wussten. Beobachter sahen die Profis auch als überlegen bei der Umsetzung einer übergreifenden Strategie ("Macro Play"), während die Bots als Gruppe noch eher "im Moment" verhaftet schienen.

Wenig Sorgen machen sich die Entwickler der OpenAI Foundation. Sie haben erwartet, dass ihre "Schützlinge" sich gegen die Profis nicht durchsetzen können. Allerdings geben sie sich zuversichtlich, dass die künstliche Intelligenz in Zukunft konkurrenzfähig wird – und zwar nicht nur unter vorgegebenen Bedingungen, sondern mit allen Items und Helden.

OG gewinnt Hauptturnier

Während die Matches gegen OpenAI nur ein Side-Event von The International 2018 waren, gab es im Hauptturnier die eine oder andere Überraschung. Als Sieger in den Grand Finals ging der in den letzten Jahren bereits starke Clan OG vom Platz. Damit sicherte man sich auch ein Preisgeld von mehr als 11,2 Millionen Dollar.

Die Finalspiele des "The International 2018".
dota2

Das von Red Bull unterstützte Team aus Europa schaffte es als viertes Team seiner Vorrundengruppe gerade noch ins "Winner Bracket" der KO-Phase, wo man VGJ.Storm, Evil Geniuses und letztlich auch die seit April vom französischen Fußballclub Paris St. Germain gesponserte Mannschaft LGD bezwang. In der Gruppenphase war diese noch auf Platz 3 über OG gelandet.

Das als Sieger des The International 2017 hoch gehandelte Team Liquid konnte die Gruppe gewinnen, musste sich aber in der ersten KO-Runde LGD und im zweiten Anlauf über das "Loser Bracket" schließlich Evil Geniuses geschlagen geben. Virtus.Pro, ebenfalls einer der Spitzenanwärter, scheiterte an LGD und ebenfalls den Evil Geniuses. Der Vorjahreszweite, das chinesische Team Newbee, schied bereits in Runde 1 des Loser Brackets gegen Winstrike aus. (gpi, 28.08.2018)