Kanadas Premier Justin Trudeau hat derzeit einige Probleme. Saudi-Arabien hat auf milde Kritik seiner Außenministerin an saudischen Menschenrechtsverstößen mit härtesten Maßnahmen reagiert – und keine andere Regierung hat sich offen auf Kanadas Seite gestellt. Und nun hat US-Präsident Donald Trump im Ringen um die Zukunft des Handelsabkommens Nafta seine beiden Partner auseinanderdividiert und mit Mexiko ein bilaterales Abkommen geschlossen.

Dieses dient nur einem Zweck: Trudeau, mit dem Trump seit dem G7-Gipfel im Juni auf Kriegsfuß steht, zu erniedrigen. Trump hat ausgenutzt, dass der scheidende mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto vor seinem Abschied noch schnell einen Erfolg vorweisen will. Bis Freitag muss Kanada dem Pakt beitreten, sonst ist es aus dem neuen Nafta, das Trump nicht mehr so nennen will, draußen.

Wirtschaftlich wäre das auch für die USA Irrsinn, denn Kanada ist ihr größter Exportmarkt. Trudeau sollte sich daher von Trump nicht erpressen lassen. Schließlich muss auch noch der US-Kongress dem Vertrag zustimmen und wird das kaum tun, wenn Jobs in Gefahr sind.

Inhaltlich bringt das Abkommen einige Verbesserungen und einige unnötige Einschränkungen, vor allem für die Automobilindustrie. Eine zügige Einigung mit Kanada wäre für alle von Vorteil. Doch dafür müsste Trump endlich aufhören, in Verhandlungen nur auf Sieg zu setzen. (Eric Frey, 28.8.2018)