Lange Sommerabende sind so schön, doch im Winter bedeutet mehr Licht am Abend Dunkelheit in der Früh.

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Es überrascht nicht, dass sich laut Medienberichten 80 Prozent der Teilnehmer an der EU-Umfrage für ein Ende der Zeitumstellung ausgesprochen haben. Schließlich ärgert das halbjährliche Drehen an der Uhr zahlreiche Menschen enorm, und die werden eher abstimmen als die Befürworter, für die der Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit inzwischen selbstverständlich ist. Online-Umfragen dieser Art sind nicht repräsentativ. Gewichtete Umfragen zeigen oft ein anderes Bild.

Und offenbar ist eine Mehrheit für eine ständige Beibehaltung der Sommerzeit. Gerade in einem schönen Sommer wünscht man sich, dass es immer so bleibt. Auch Österreichs Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck hat sich dafür ausgesprochen. Genauer nachgedacht hat sie darüber offenbar nicht.

Sonnenaufgang erst am Vormittag

Denn ein Wechsel zu einer ständigen Sommerzeit ist unsinnig, theoretisch und praktisch. Es würde bedeuten, dass auch im Winter der Tag eine Stunde früher beginnt als jetzt bzw. die Sonne eine Stunde später aufgeht. In Ostösterreich, wo Ende Dezember um 7:45 Uhr Sonnenaufgang ist, wäre dies dann um 8:45 Uhr. Das ist gerade noch akzeptabel, aber für viele Menschen unangenehm; sie müssten den Tag in tiefster Dunkelheit beginnen.

In Paris geht die Sonne Ende Dezember auch jetzt erst um 8:44 Uhr auf. Ein Sonnenaufgang erst um 9:44 Uhr wäre einfach verrückt.

Eine permanente Sommerzeit würde bedeuten, dass man seine Zeitzone wechselt, also aus der Mitteleuropäischen Zeit in die Osteuropäische Zeit hinüberwandert. Es würde bedeuten, dass das ganze Jahr die Sonne erst um 13 Uhr im Zenit steht. Der Tag wäre gleich lang, aber verschoben.

Dann muss man die Uhren umstellen

Die Zeitumstellung nützt die Tatsache aus, dass im Sommer die Sonne vor der Zeit aufgeht, zu der die meisten Menschen aufstehen wollen, um den Tag so zu verlängern. Das geht im Winter allerdings nicht. Wer längere Tage im Sommer haben will, muss akzeptieren, dass die Uhren zweimal im Jahr umgestellt werden.

Die EU-Kommission hätte diese Option gar nicht abfragen sollen, wahrscheinlich hat dies das Ergebnis noch stärker zum Nein zur Zeitumstellung gedrückt. Politisch brauchbar ist die Antwort der europäischen Bürger – mehrheitlich der Deutschen – nicht.

Die schlechte Konsequenz der Umfrage aber wäre, wenn sich EU-Staaten einzeln entscheiden würden, ob sie bei der Zeitumstellung bleiben oder nicht und zu welcher Zeitzone sie gehören würden. Die einheitliche Zeit im Großteil der Union wäre Geschichte – ein schwerer Rückschlag für die europäische Idee mit chaotischen Folgen für Unternehmen und Bürger. Es ist kaum vorstellbar, dass die EU-Kommission oder die nationalen Regierungen dies wollen. (Eric Frey, 29.8.2018)