Der geistige Multitasker Florian Illies übernimmt den Rowohlt-Verlag.

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Als der damals 29-jährige Florian Illies im Jahr 2000 mit "Generation Golf" sein erstes Buch veröffentlichte, hatte er bereits eine erstaunliche journalistische Karriere hinter sich. Eine noch beachtlichere lag vor ihm.

1971 im oberhessischen Schlitz als jüngstes von vier Kindern geboren, studierte Illies zunächst Kunstgeschichte und Geschichte; sein Vater war Biologieprofessor und starb früh. Schon als Jugendlicher hatte der geistige Multitasker im "Schlitzer Boten" und der "Fuldaer Zeitung" mit seinem lesefrischen Stil und einer guten Nase für gesellschaftliche Themen auf sich aufmerksam gemacht. 1991 kam er zur "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", deren Feuilletonredakteur er 1997 wurde – dies auch auf Betreiben des legendären "FAZ"-Herausgebers Frank Schirrmacher, der das hochintelligente Jungtalent erkannte und entsprechend förderte. Er wurde mit der Leitung der neuen "Berliner Seiten" der "FAZ" betraut und begründete deren Sonntagszeitung mit.

Schirrmachers publizistischem Ziehsohn haftete allerdings bald der Ruf an, über eine Standleitung ins Büro seines Chefs zu verfügen. Das focht ihn wenig an, denn Illies machte sich bald einen weit über die engen Branchengrenzen hinausreichenden Ruf. 2004 verließ er die "FAZ" und gründete mit seiner Frau Amélie von Heydebreck, die er in den Verlagsräumen kennengelernt hatte, eine Familie (zwei Kinder) – und das Kulturmagazin "Monopol".

"Generation Golf"

2008 wurde er Feuilletonchef der "Zeit", bevor er 2010 zum Erstaunen vieler Leiter des renommierten Auktionshauses Villa Grisebach wurde. Dem Journalismus blieb er weiterhin verpflichtet, unter anderem als Mitglied des Herausgeberrats der "Zeit".

Zu diesem Zeitpunkt war er mit seinem Bestseller "Generation Golf", einer polemischen Charakterisierung der 80er-Jahre und der zwischen 1965 und 1975 Geborenen, sowie dem Buch "1913". "Der Sommer des Jahrhunderts" längst Lesern bekannt, die in der "FAZ" nicht einmal den Sportteil lesen würden. Die Feuilletons, denen er wahlweise als Liberal-Konservativer mit gutem Auge für die richtige Krawatte oder als Popstar der jungen Bürgerlichkeit gilt, nahmen die Werke teilweise zurückhaltend auf.

Nachdem Illies im Juli orakelhaft verkündete, er werde die Villa Grisebach verlassen, lässt er nun die Bombe platzen: Er wird Verleger bei Rowohlt und leitet damit die publizistischen Geschicke eines der bedeutendsten Verlagshäuser im deutschsprachigen Raum. (Stefan Gmünder, 29.8.2018)