Die wenigsten Menschen brauchen Nahrungsergänzungsmittel, kaufen sie aber trotzdem.

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Viele erhoffen sich von ihnen ein gesünderes Leben, etwa jeder vierte Österreicher und Deutsche schluckt sie mehr oder weniger regelmäßig: Nahrungsergänzungsmittel. Eine aktuelle Metaanalyse, in der die Daten von rund zwei Millionen Probanden berücksichtigt wurden, kommt nun zu dem Schluss, dass Vitamine und Mineralien in Tabletten- oder Kapselform nicht dazu geeignet sind, das Risiko für einen Hirn- oder Herzinfarkt zu senken.

Insgesamt berücksichtigten Forscher der University of Alabama in Birmingham 3.249 Studien aus den Jahren 1970 bis 2016. Um zu klären, wie die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln das Risiko für Schlaganfälle und Herzerkrankungen beeinflusst, analysierten sie 18 besonders hochwertige Studien.

Sterblichkeit bleibt gleich

Das Ergebnis ist ernüchternd: "Nahrungsergänzungsmittel haben keinen Nutzen für die Gesamtbevölkerung", lautet das Fazit der Untersuchung. Wurde die Sterblichkeit für alle Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammengefasst, war das relative Risiko (RR) bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln exakt 1,00. Das bedeutet: Es machte keinen Unterschied, ob die Teilnehmer eine Extradosis Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente einnahmen oder nicht.

Nahezu gleich war das Ergebnis bei der separaten Betrachtung von Herzsterblichkeit (RR 1,02), Tod durch Schlaganfall (RR 0,95) und der Häufigkeit von Schlaganfällen (RR 0,98). Lediglich das Risiko für Herzerkrankungen schien mit einem RR von 0,88 leicht für Nahrungsergänzungmittel zu sprechen. Es besteht aber auch hier kein Zusammenhang, wie die Forscher betonen: Wurden nur die höherwertigen, randomisiert-kontrollierten Studien zur Berechnung herangezogen, ergab sich ein relatives Risiko von 0,97.

Zusätzlich machten sich die Forscher auf die Suche nach Untergruppen, die möglicherweise doch von Nahrungszusätzen profitieren könnten. Das Ergebnis blieb jedoch stets negativ, egal wie lange die Präparate eingenommen wurden, wie alt die Studienteilnehmer waren, ob Mann oder Frau, Raucher oder Nichtraucher, sportlich oder nicht.

Geld besser investieren

"Mit Multivitamintabletten werden jährlich Milliardenumsätze gemacht, die Metaanalyse zeigt jedoch klar, dass diese Pillen weder Schlaganfälle verhindern noch die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Von diesen Pillen profitieren nur Hersteller und Verkäufer", betont Armin Grau, Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG).

"Wenn man schon Geld ausgeben will, dann ist es ist viel lohnenswerter, auf eine ausgewogenen Ernährung zu achten und in einen Sportverein oder ein Fitnessstudio zu investieren als in Vitamine und Mineralstoffe", ergänzt Peter Berlit von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. (red, 6.9.2018)