"Erleuchtetes" Gehirn: Die Kommunikationsintensität des visuellen Kortex mit anderen Gehirnregionen, oben mit einem Placebo, unten mit LSD, allerdings in einer wirksamen Dosis.

Die Liste der berühmten LSD-Konsumenten ist lang: Die Droge der Hippies und des Anti-Establishments wurde einerseits von vielen US-Künstlern genommen und propagiert – wie etwa von Ken Kesey, dem Autor des Romans "Einer flog über das Kuckucksnest" oder den Musikern von Grateful Dead und den Beach Boys.

Das 1938 vom Schweizer Albert Hofmann synthetisierte und von ihm 1943 erstmals erprobte Halluzinogen wurde aber auch vom deutschen Schriftsteller Ernst Jünger gerne geschluckt, der seinen besten LSD-Trip mit einem Adlerflug verglich.

LSD zur Selbstoptimierung

Auch der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs war in jungen Jahren eifriger LSD-Konsument. Und womöglich ist es dieser Tatsache geschuldet, dass es im Silicon Valley seit Jahren als Trend gilt, zwecks Selbstoptimierung ganz geringe Dosen der hochwirksamen Droge zu nehmen – einmal oder mehrmals pro Woche. Diesen Konsumenten geht es nicht um das psychedelische High, sondern die LSD-Miniportionen helfen ihnen allem Anschein nach dabei, noch fokussierter zu sein und besser und kreativer arbeiten zu können.

Für einen Trip mit Lysergsäurediethylamid, das 1966 in den USA und 1971 in Österreich und der übrigen Welt verboten wurde, reichen zwischen 50 und 100 Mikrogramm, psychoaktiv wird es ab etwa 20 Mikrogramm. Viele Mikrodosierer nehmen alle paar Tage LSD-Mengen, die knapp unter der psychoaktiven Schwelle liegen. Angeblich vertraute auch LSD-Erfinder Hofmann, der bei seinem legendären Trip 250 Mikrogramm schluckte, im hohen Alter auf geringe LSD-Mengen. Er wurde immerhin 102 Jahre alt.

Renaissance der LSD-Forschung

Nachdem die Erforschung der Wirkungen von LSD – etwa durch den Harvard-Dozenten Timothy Leary – bald etwas in Verruf geraten war, feierte die medizinische und wissenschaftliche Anwendung der Droge in den letzten Jahren ein gewisses Revival: So wurde die angstlösende Wirkung etwa durch den Schweizer Psychologen Peter Gasser bei Krebspatienten im Endstadium untersucht.

Über die Wirkung der minimalen Dosen LSD gibt zwar es alle möglichen anekdotischen Evidenzen. Skeptiker wie Peter Gasser freilich halten diese Effekte vor allem für "eingebildet". Doch eine Studie, die wissenschaftlichen Kriterien genügt, gab es bisher noch nicht. Diese Lücke will ein Team um den in Großbritannien tätigen Neurowissenschafter Balázs Szigeti (Imperial College London) schließen.

Untersuchung begonnen

Für die Untersuchung, die am Montag begann, waren indes einige Schwierigkeiten zu überwinden, wie der "Guardian" berichtet: Zum einen ist LSD illegal, zum anderen wollte man die Wirkungen nicht an Personen erforschen, die noch keine Erfahrung mit mikrodosiertem LSD haben.

Die Studienteilnehmer werden also in den nächsten vier Wochen weiter geringe Mengen LSD nehmen – oder ein wirkungsloses Placebo. Die Verblindung erfolgt quasi durch die Probanden selbst, die Kapseln mit oder ohne Mikrodosis und die Bedienungsanleitung per Post erhalten. Erst am Ende wird aufgeklärt, was geschluckt wurde. Dazwischen müssen Fragebögen etwa zum psychischen Wohlbefinden ausgefüllt und diverse Online-Tests gemacht werden.

Clip zur Studie und dem Untersuchungsdesign von der Beckley Foundation.
Beckley Foundation

Keine Konsumempfehlung

Amanda Feilding, Direktorin der Beckley-Stiftung, die auf Drogenpolitikberatung spezialisiert ist und auch dieses Projekt unterstützt, hat in den vergangenen Jahren viele Berichte über LSD-Mikrodosierung aus dem Großraum San Francisco erhalten. Dort scheint sich dieser Trend tatsächlich auszubreiten, sagt sie dem "Guardian", und als eine Art von "Psycho-Vitamin zu gelten.

Doch die Aristokratin Feilding, die vom Wissenschaftsmagazin "New Scientist" als "Queen of Consciousness" bezeichnet wurde, stellt auch klar, dass man mit der Studie Menschen nicht zum Mikrodosieren ermutigen möchte. Aber es sei jedenfalls sehr interessant, Daten zu diesem Thema auf etwas wissenschaftlichere Art zu sammeln, als es die Leute bis jetzt getan haben. (Klaus Taschwer, 3.9.2018)