Am Ende stand Wien in Flammen. Nach einwöchiger Belagerung und Beschießung rückten im Oktober 1848 kaiserliche Truppen in die Stadt ein und erstickten die Revolution in Blut. Es gab rund 2.000 Tote, darunter viele Frauen und Kinder. Die zeitgenössischen Zeichner stellten die Vorgänge durchaus realistisch dar: die lodernden Vorstädte, die wüsten Plünderungen, Vergewaltigungen, Morde durch die "Kolonialtruppen" (kroatische Grenzsoldaten), die der Feldherr des Kaisers, Fürst Windischgraetz, gegen die Wiener eingesetzt hatte.

Die Revolution von 1848 war damit erledigt. Sie hatte mit brutalem Militäreinsatz durch Habsburg begonnen und endete mit einem solchen. Am 13. März 1848 demonstrierten tausende vor dem "Landhaus" in der Wiener Herrengasse. Erzherzog Albrecht ließ in die dicht gedrängte Menge feuern. Das erste Opfer war ein jüdischer Student aus Mähren namens Karl Heinrich Spitzer.

Es ging auch um die Emanzipation der Juden bei dieser Revolution, vor allem aber um die Emanzipation der Untertanen vom erdrückenden Feudalsystem und dem Metternich'schen Spitzel- und Unterdrückungssystem. Im Grunde waren es zwei Revolutionen: eine "bürgerliche", der es – wie überall in Europa – um bürgerliche Freiheiten, Volksvertretung, Verfassung, Presse-und Meinungsfreiheit ging. Und eine soziale, proletarische, die eine Änderung der katastrophalen Verhältnisse im Frühkapitalismus und während der frühen Industrialisierung wollte und gleich in einen Maschinensturm übergegangen war. Und um die Befreiung der Bauern von Zehent und Robot (Zwangsarbeit, Anm.), die auch nach Niederschlagung der Revolution blieb.

Gedenkprojekt 2018

1848 ist der Ausgangspunkt des Gedenkprojekts 2018 unter dem Vorsitz von Heinz Fischer, mit gutem Grund: "Republik, Demokratie und Verfassungsstaat sind ebenso direktes Erbe dieses Jahres wie Rede-, Versammlungs- und Medienfreiheit", sagt der Kurator der Ausstellung "1848 – Die vergessene Revolution", Wolfgang Maderthaner, Chef des Staatsarchivs. Allerdings: "Der sogenannte 'Völkerfrühling' der Revolution zeigte allerdings auch erste Momente eines fatalen Nationalismus."

Die Studenten, die die Träger der ersten Welle der Revolution waren, bei der das System Metternich gestürzt und das Kaiserhaus in die Defensive gedrängt wurde, trugen schwarz-rot-goldene Kokarden: Sie wollten eine Verfassung, aber auch eine "deutschnationale" Lösung für die Habsburger-Monarchie. Das ist der Grund, warum die FPÖ sich heute noch auf 1848 beruft. Aber auch die Ungarn, die Tschechen, die Italiener wollten nationale Selbstbestimmung.

Die Ausstellung im Palais Niederösterreich, vormals Landhaus, einfühlsam gestaltet von Hans Hoffer, musste mit relativ geringen Mitteln auskommen . Die meisten Exponate stammen aus der Sammlung von Herbert Steiner, Gründer des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes.

Die "vergessene Revolution" war eine Mischung aus Reformideen des liberalen Bürgertums und spontaner Wut eines entrechteten Subproletariats. Im August schoss dann die bürgerliche Nationalgarde auf demonstrierende Arbeiter. Das kurzzeitige Bündnis unterschiedlicher Interessen war zu Ende, die kaiserliche Militärgewalt konnte beiden den Garaus machen. Dennoch war der politisch-soziale Wandel – Ende des absoluten Feudalsystems, Aufstieg des Bürgertums, Emanzipation der Arbeiter – schon vorgezeichnet.(Hans Rauscher, 4.9.2018)