Die seit Jahresbeginn verbindliche Frauenquote in Aufsichtsräten großer und börsennotierter Unternehmen wirkt. Das ist nicht weiter überraschend, wurden doch ähnliche Erfahrungen schon in Italien oder Frankreich gemacht. Und: Ähnlich verbessert hat sich die Situation in österreichischen Staatsbetrieben, in denen die Quote ebenfalls schon länger existiert.

Doch der Erfolg birgt auch eine Gefahr: Ist die Quote erfüllt (was noch nicht der Fall ist), kann Mann die Hände in den Schoß legen. Das ist ein gravierendes Missverständnis. Das Erreichen eines 30-prozentigen Anteils von Frauen in Aufsichtsräten darf lediglich als Werkzeug, aber nicht als Ziel betrachtet werden. Letzteres muss lauten: Frauen in Unternehmen wie anderen Einrichtungen gleiche Aufstiegschancen einzuräumen. Dazu bedarf es weit mehr als einer Quote. Bessere Karrieremöglichkeiten in Teilzeit (zum Beispiel nach der Babypause), eine stärkere Inanspruchnahme von Karenzmodellen durch Männer und viele andere Punkte zählen dazu. Es geht letztlich um einen gesellschaftlichen Wandel, der vorangetrieben werden soll.

Die damit angepeilte Chancengleichheit hätte dann auch den Vorteil, dass Männer weniger Grund zum Lamentieren hätten. Wenn sie nur wegen der Quote und nicht wegen der Qualifikation als Kandidaten unterliegen, drückt das nämlich ziemlich auf die Bereitschaft, völlig berechtigte Gender-Fragen tatsächlich ernst zu nehmen. (Andreas Schnauder, 5.9.2018)