Auf Bauplatz zwei im Wildgarten errichtet die ARE eine Anlage mit 210 freifinanzierten Mietwohnungen. Die Pläne stammen von Superblock, der Bau sollte noch heuer starten.

Visualisierung: Superblock ZT Gmbh

Vor 80 Jahren befand sich auf der Liegenschaft eine Schweinemastanlage der "Nationalsozialistischen Volkswohnfahrt". Später wurde das Areal im Süden des Wiener Bezirks Meidling (12.) als Bundesanstalt für Virusseuchenbekämpfung bei Haustieren genutzt. Bald schon werden auf den knapp elf Hektar Land zwischen Südwestfriedhof, Kleingartensiedlungsgebiet Rosenhügel und S-Bahn 2.300 Menschen wohnen. Die Bundesimmobiliengesellschaft entwickelt das Areal mit ihrer gewerblichen Tochter ARE federführend, einige weitere Bauträger sind mit an Bord. Gemeinsam wollen sie in den kommenden Jahren bis zu 1100 Wohneinheiten errichten.

Mehrere Baustellen schon im Laufen

Auf drei der insgesamt 22 Bauplätze wird schon gebaut bzw. saniert. Auf Bauplatz 1 errichtet die 100-prozentige ARE-Tochter Wildgarten Entwicklungsgesellschaft nämlich bis Anfang 2019 in den beiden hier befindlichen denkmalgeschützten Villen vier freifinanzierte Mietwohnungen. Im Hauptgebäude, dem sogenannten Wildgartenhaus, entstehen außerdem ein Nachbarschaftszentrum, ein Kindergarten mit fünf Gruppen, eine Werkstätte und ein Atelier.

Auf Bauplatz 8, am südlichen Zipfel des Areals, baut die Sozialbau AG 167 geförderte Mietwohnungen und einen Kindergarten mit vier Gruppen. Und auf Bauplatz 18 baut die gemeinnützige Neuland GmbH drei Baukörper mit 55 geförderten Mietwohnungen. Die Fertigstellung ist in beiden Fällen für Herbst 2019 geplant.

BIG-Tochter ARE wird in dem weiten Areal selbst rund 600 freifinanzierte Miet- und Eigentumswohnungen errichten. Weitere 300 Miet- und Eigentumswohnungen werden durch geförderte Wohnbauträger errichtet.

Platz für Baugruppen

Reserviert sind auf dem Areal aber auch vier bzw. fünf Baufelder für Baugruppen, wo insgesamt rund 100 Wohneinheiten entstehen werden. Die Gruppe "Rose Garden" baut mit dem gemeinnützigen Bauträger Schwarzatal, mittlerweile Spezialist für Baugruppenprojekte (der u. a. schon das Wohnprojekt Wien am Nordbahnhof und LISA in der Seestadt Aspern umgesetzt hat), vier Baukörper mit 30 Wohneinheiten. Der Baubeginn steht kurz bevor, fast die Hälfte der Einheiten ist derzeit noch zu haben.

Die weiteren Baugruppen im Wildgarten sind "Willdawohnen" mit 19 Wohneinheiten (ebenfalls mit Bauträger Schwarzatal, hier aber freifinanziert), "Que[e]rbeet" mit 32 Wohneinheiten (Bauträger EBG) "und "Mietgestalten" mit 50 Wohneinheiten auf zwei Baufeldern (Bauträger EGW Heimstätte).

Baufeld für Gemeindewohnungen

Neben all diesen Projekten von gewerblichen und gemeinnützigen Bauträgern ist ein Baufeld im Wildgarten auch für neue Wiener Gemeindewohnungen vorgesehen. Hier wird die gemeinsame Tochter von Wiener Wohnen und Gesiba, Wigeba, etwas mehr als 100 Wohneinheiten errichten. Der Masterplan für die Bebauung des weitläufigen Areals stammt vom spanischen Architektenteam Arenas Basabe Palacios Arquitectos. Kernelemente des Siegerprojekts im Europan-10-Wettbewerb sind ein durchgehender Raster aus Gärten und ein Verständnis des Freiraums als "Almende", das heißt: für alle zugänglich. Die Bauträger mussten sich deshalb auch dazu verpflichten, keine Zäune zu errichten. Bauliches Grundmodul des Masterplans ist ein gleichseitiger L-förmiger Baukörper.

"S-Bahn braucht es ganz dringend"

Private Pkws der künftigen Bewohner des Wildgartens werden in großen Sammelgaragen Platz finden müssen, die gesamte Siedlung soll nämlich autofrei bleiben. Was die öffentliche Anbindung des neuen Bezirksteils betrifft, bleibt aber vieles noch zu wünschen übrig. Die Schaffung einer neuen S-Bahn-Station zwischen den Stationen Atzgersdorf und Hetzendorf ist zwar schon länger im Gespräch, aktuell gibt es dabei laut Tanja Grossauer-Ristl, Klubobfrau der Grünen im Meidlinger Bezirksparlament, aber keine nennenswerten Fortschritte.

Am Ausbau des vorhandenen Busnetzes wird gearbeitet, die Busse werden aber nicht reichen, so die grüne Bezirksrätin; "die S-Bahn braucht es ganz dringend", das sei unter den Bezirksparteien unumstritten, "und ebenso muss es ein ordentliches Konzept für den Radverkehr geben".

Bezirksvorsteherin Gabriele Votava (SPÖ) verweist bezüglich der geplanten S-Bahn-Station auf Stadtregierung und ÖBB. Diese sind schon länger in Verhandlungen, in diese Gespräche sei der Bezirk aber nicht eingebunden. Dass die neuen Bewohner des Wildgartens in drei bis fünf Jahren eine neue Bahnstation benutzen werden können, ist aus ihrer Sicht aber eine sehr optimistische Annahme, sagt sie dem STANDARD. (Martin Putschögl, 14.9.2018)