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Pluto, hier auf einer Aufnahme der Nasa-Sonde New Horizons, weist eine äußerst dynamische Geologie auf. Nach Meinung einiger Astronomen ein Grund mehr, ihn wieder zum Planeten zu machen.

Foto: Reuters/NASA/JHUAPL/SwRI

Selten werden Debatten in der Astronomie so emotional geführt, wie die Klassifizierung des einst sonnenfernsten Planeten: Seit 2006 die Internationale Astronomische Union (IAU) eine neue Definition für Planeten eingeführt hat, gilt der Pluto "nur mehr" als Zwergplanet. Als ausschlaggebend für die "Degradierung" galt vor allem der damals festgelegte Umstand, dass Planeten nur dann als solche gelten, wenn sie ihre Umlaufbahnen von anderen Objekten freigeräumt haben, was bei Pluto nach Ansicht vieler Astronomen nicht der Fall ist.

Seither sind die Verantwortlichen für diese Entscheidung insbesondere in den USA regelrechten Anfeindungen ausgesetzt. Der Wissenschafter Mike Brown vom California Institute of Technology beispielsweise war einer der Betreiber der Herabstufung und twittert ironischerweise unter dem Namen "Plutokiller". Bis heute muss er sich online von Plutoanhängern rüde Beschimpfungen gefallen lassen.

"Fall Pluto" neu diskutieren

Man sollte meinen, dass sich allmählich auch die letzten Gegner der "Degradierung" mit dem mittlerweile seit 12 Jahren geltenden Status Quo von Pluto zufrieden geben – ein Irrtum, wie eine aktuelle Studie nun nahe legt: Eine Gruppe von durchaus hochrangigen Wissenschaftern um Philip Metzger von der University of Central Florida besteht darauf, dass Pluto zu Unrecht herabgestuft wurde und will den Fall neu verhandelt sehen.

In der im Fachjournal "Icarus" präsentierten Arbeit haben die Forscher einige Argumente präsentiert, die ihrer Meinung nach gegen die 2006 festgelegte Planetendefinition spricht. "Ich glaube, die IAU hat sich damals wirklich blamiert. Sie hat vielmehr ein Problem für sich selbst und für die Astronomie produziert", sagt Koautor Alan Stern vom Southwest Research Institute.

Auch Jupiter, Mars und Erde keine Planeten?

Wie der Chef der Pluto-Mission New Horizons und seine Kollegen in ihrer Arbeit darlegen, würde das Definitionskriterium einer freigeräumten Umlaufbahn auch bei einigen anderen Planeten, darunter Jupiter, Neptun, Mars und sogar Erde, nicht gelten. Auf deren Orbits kreisen nachweisbar Zehntausende Asteroiden. Außerdem sei dies ein dynamischer Faktor, der sich im Laufe der Zeit ändern könne. Die Wissenschafter schlagen daher vor, dieses Definitionsprinzip fallen zu lassen und ausschließlich intrinsische Faktoren heranzuziehen. Demnach sei ein Planet ein Himmelskörper, der massereich genug ist, dass seine Gravitation ihn zu einer Kugel formt.

Dies allerdings würde bedeuten, dass das Sonnensystem nicht von acht sondern von über 100 Planeten bevölkert ist. Für die Astronomen sei die Debatte jedenfalls noch lange nicht vorbei. Sie fordern eine neuerliche Entscheidung in der Frage, zumal 2006 nur wenige Planetenforscher anwesend gewesen seien. "Die IAU besteht hauptsächlich aus Leuten, die Galaxien und Sterne erforschen", erklärt Stern. "Die damalige Abstimmung hat daher größtenteils unter Nicht-Fachleuten stattgefunden." (tberg, 11.9.2018)