Wien – Die insolvente Textilkette Charles Vögele hat neue Eigentümer. Der Münchner Sanierer und Finanzberater GA Europe will den Großteil der Filialen in Österreich in die Gewinnzone zurückführen. Dass eine drohende Zerschlagung damit abgewendet ist, wird in der Branche aber stark bezweifelt.

In einem Jahr seien die Standorte wieder auf dem Markt, prognostiziert ein mit der Causa Vertrauter. Die Marke Vögele sei hierzulande nur schwer zu halten. Finanzinvestoren wären im schwierigen Umfeld des Modehandels in der Regel keine langfristigen Partner, zumal es sich oft bei der Warenbeschaffung spieße.

An Fantasie, wie Vögele auf diesem Weg neu positioniert werden soll, fehlt es auch Wolfgang Richter, Chef des Marktforschers Regiodata: Die Textilkette sei kein kleiner Spieler, aber seit Jahren in der Defensive. "Die entscheidende Frage ist: Wofür steht Vögele?"

In der Defensive

Der Konzern hatte in Österreich zu besseren Zeiten 150 Filialen, 160 Millionen Euro Umsatz und mehr als 1300 Mitarbeiter. Mittlerweile sind es rund 120 Millionen Euro,100 Filialen und 700 Mitarbeiter. GA Europa kündigt an, 30 Shops zu schließen, 15 davon in den kommenden Tagen.

Die Deutschen dürfen die Marke Vögele weiterverwenden und versprechen, das Unternehmen in Kürze mit neuer Herbst- und Winterware zu bestücken. Es ist vor allem weniger kaufkräftiges, älteres Publikum, das bei Charles Vögele einkauft. Viele Standorte sind in Einkaufszentren eingemietet.

Mitbewerber Fussl interessiert sich für zehn der verbleibenden Filialen. Jene 15, die nun zusperren, kämen, wie Fussl-Chef Ernst Mayr sagt, jedoch nicht infrage.

Österreichs stationärer Modehandel hat seit 2010 real jährlich zwei Prozent an Umsatz verloren, rechnet Richter vor. Onlineriesen wie Amazon und Zalando jagen ihm Geschäft ab. Das Warenüberangebot drückt die Preise. Der heiße Sommer nahm Kunden heuer zusätzlich Lust am Einkaufen. (vk, 12.9.2018)