Ein kleiner Windstoß reicht, und die Tür fällt ins Schloss – meist in den unpassendsten Situationen.

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Es passiert immer genau im ungünstigsten Moment. Etwa wenn man morgens im Stress und ohnehin schon viel zu spät dran ist. Dann zieht man noch schnell die Wohnungstür hinter sich zu – und bemerkt zu spät, dass der Schlüssel innen noch steckt: ausgesperrt. Nach ein bisschen Ziehen und Ruckeln an der Tür und der einen oder anderen Schimpftirade steht fest: Hier hilft nur der Schlüsseldienst.

Allerdings machen viele Ausgesperrte in diesem Moment einen entscheidenden Fehler. Denn wer bei der Suche nach dem Schlüsseldienst auf die ersten paar Ergebnisse der Google-Suche klickt, wird höchstwahrscheinlich nicht bei einem seriösen Unternehmen landen. Dabei handelt es sich nämlich um bezahlte Anzeigen.

Auf manchen dieser Websites wird Konsumenten das Öffnen der Tür schon um unschlagbare sieben Euro versprochen. Das sei ein völlig unrealistischer Betrag, urteilt die Wiener Landesinnung der Metalltechniker.

Häufung von Dumpingangeboten

Je nach Tageszeit und Aufwand sollten die Kosten bei seriösen Unternehmen zwischen 100 und 300 Euro liegen. "Konsumenten sollten eigentlich wissen, dass sich ein Aufsperren um ein paar Euro nicht ausgeht", sagt Innungsmeister Georg Senft.

Seit "vier bis fünf Jahren" beobachte man bei der Innung eine Häufung der vermeintlichen Dumpingangebote in ganz Europa. Mehrere Fälle landen pro Woche bei der Innung. Senft vermutet aber, dass die Dunkelziffer weitaus höher ist.

Und das Vorgehen ist immer das Gleiche: Wer die auf den fragwürdigen Websites angegebenen 0800-Nummern anruft, landet in einem deutschen Callcenter. Dort ist in der Regel schon keine Rede mehr von den beworbenen sieben Euro für das Öffnen der Wohnungstür. Stattdessen werden dann laut Innung meist schon 30 bis 40 Euro veranschlagt – ein Preis, der von den Kunden aber auch noch akzeptiert wird.

So kaputt wie möglich

"Am Ende kommen dann ein bis zwei Männer ohne Ausbildung und bemühen sich, das Schloss so kaputt wie möglich zu machen", sagt Senft. So könne der Kunde nämlich auch noch für das neu eingebaute Billigschloss zur Kasse gebeten werden.

Am Ende werden statt der erhofften sieben Euro plötzlich bis zu 2.700 Euro verlangt. Weil eine so hohe Summe nur die Wenigsten zu Hause haben und so viel Geld auch der Bankomat in der Regel nicht mehr ausspuckt, werden Abgezockte von den findigen Unternehmen manchmal auch gleich noch zur nächsten Bank gebracht.

Teilweise werde behauptet, die Haushaltsversicherung übernehme die Kosten. Wer nicht zahlen will, werde unter Druck gesetzt. Bei der Innung weiß man von Fällen zu berichten, in denen Kunden, die nicht zahlen konnten oder wollten, der Reisepass als Pfand abgenommen wurde. "Den Menschen wird teilweise suggeriert: Sie haben gesehen, dass wir in Ihre Wohnung reingekommen sind – und wir kommen ohne Probleme wieder rein", sagt Senft.

App für den Notfall

Bei Verdacht auf Betrug und bei Drohungen empfiehlt der Experte, die Polizei zu rufen. Die Innung hat im Vorjahr eine App präsentiert, mit der auch im Notfall seriöse Aufsperrdienste gefunden werden können. Es gibt zudem ein eigenes "Gütesiegel Aufsperrer" für vertrauenswürdige Betriebe.

Damit man in einer Notsituation nicht trotzdem bei einem schwarzen Schaf landet, empfehlen Experten auch, sich die Telefonnummer eines seriösen Unternehmens schon vorab nicht nur ins Handy einzuspeichern, sondern sich diese auch auf einem Zettel zu notieren, der vorausschauend unter der Türmatte vor der Wohnungstür deponiert wird.

Weiters rät die Innung von Firmen ab, die sich bei Postkästen und schwarzen Brettern auf Stickern präsentieren – dort oft aber weder einen Firmennamen noch eine Adresse angeben. Überhaupt gilt: Bei Firmen, die auf ihrer Website kein Impressum oder eine Adresse außerhalb von Österreich haben, sollten die Alarmglocken schrillen. (Franziska Zoidl, 15.9.2018)