Kämpfte den Australier de Minaur nieder: Dominic Thiem.

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Graz – Der Daviscup ist Geschichte, also in Graz und in seinem aktuellen Format. Gerade rechtzeitig zeigten Österreichs beste Tennisspieler, dass mit ihnen als Team im internationalen Vergleich zu rechnen ist. Die Mannschaft um Topstar Dominic Thiem bezwang Australien mit 3:1, sicherte sich erstmals seit 2013 wieder den Aufstieg in die Weltgruppe. Österreich spielt damit am 2./3. Februar 2019 um den Einzug in das neue Finalturnier der besten 18 Nationen. Der Gegner ist noch offen.

Nummer eins gegen Nummer eins

Zwischen dem australischen Daviscup-Kapitän Lleyton Hewitt und Einzelspieler Alex de Minaur liegen 18 Jahre. Beim ersten Turniersiegs Hewitts war De Minaur noch nicht geboren. Dass Australien in Graz überhaupt noch etwas zu melden hatte, lag aber an Hewitt. Im Doppel holte der 37-Jährige mit John Peers am Samstag den Anschlusspunkt, sie bezwangen Jürgen Melzer und Oliver Marach, stellten auf 1:2.

Die Entscheidung war also auf Sonntag vertagt, die Hoffnungen ruhten vor allem auf Thiem. Österreichs Nummer eins sollte es richten, Gegner im dritten Einzel war der 19-jährige De Minaur. Der Australier gilt als großes Talent, er sprang als Nummer eins der Gäste ein, weil Nick Kyrgios schon länger abgesagt hatte. Das ÖTV-Team und Thiem waren also gewarnt, den bisher einzigen Vergleich der beiden gewann der Niederösterreicher 2017 bei den US Open in drei Sätzen. Schon am Freitag verlor der junge Mann aus Sydney sein erstes Einzel gegen Außenseiter Dennis Novak. Der hatte da sein bestes Tennis gezeigt, De Minaur dagegen nicht unbedingt.

In vier Sätzen

Graz hatte sich zum letzten Tag noch einmal aufgestellt, die Tribünen waren voll, das Publikum laut. Thiem startete stark in sein zweites Einzel. Der Niederösterreicher hatte De Minaur im Griff, holte sich die ersten beiden Sätze mit 6:4 und 6:2. Aber im dritten Satz ließ Thiem nach, De Minaur kam auf. Er zeigte hervorragendes Defensivtennis. Thiem musste den Satz mit 3:6 abgeben, die Gäste witterten Aufwind.

Aber Thiem fing sich und holte den vierten, spektakulären Satz mit 6:4. Es war der entscheidende Punkt für Österreich, unter dem Strich steht ein 3:1. Das letzte, unbedeutende Einzel zwischen Novak und John Millman wurde nicht mehr ausgetragen. Graz hatte genug Tennis gehabt.

Koubek-Lob, Hewitt-Kritik

Nach dem Spiel waren alle zufrieden, Thiem gar erleichtert: "Heute war es sehr eng. Ich bin super gestartet, dann habe ich einen leichten Abfall gehabt, den hat De Minaur sofort genutzt, und der vierte Satz war auf Messers Schneide. Ich habe es zum Glück herumgebogen." Kapitän Stefan Koubek sagte: "Es war ein fantastisches Erlebnis hier in Graz. Wir sind glücklich."

Österreichs Tennisteam ist damit wieder erstklassig, also in der Weltgruppe. Der Gegner wird am 26. September in London ausgelost. Die erst kürzlich beschlossene Reform des Daviscups, hin zum Finalturnier 2019, sorgt aber auch für Unmut.

Ein deklarierter Gegner der Umstrukturierung ist Australiens Kapitän Hewitt: "Sie haben den Bewerb umgebracht, die Reform ist ein Witz. Es ist schlimm, dass Entscheidungen getroffen werden, die nicht zum Wohl der Verbände sind und die Spieler nicht einbinden." (Andreas Hagenauer aus Graz, 16.9. 2018)