Fast drei Stunden lang beantwortete der frühere Élysée-Sicherheitsbeauftragte Alexandre Benalla vor einem Senatsausschuss unter Eid mehrere Dutzend Fragen.

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Es war eine Operation politischer Minenräumung. Fast drei Stunden lang beantwortete der frühere Élysée-Sicherheitsbeauftragte Alexandre Benalla vor einem Senatsausschuss unter Eid mehrere Dutzend Fragen, die jede für sich genug politischen Sprengstoff bargen, um die Stellung des Staatspräsidenten akut zu gefährden. Doch der mittlerweile entlassene Sicherheitsmann sorgte dafür, dass an dem Staatspräsidenten nichts hängenblieb.

Dass er im Mai mit einem Helm bewehrt auf einen Demonstranten eingeschlagen hatte, musste der 27-jährige Ex-Gendarm nicht weiter erklären: Dazu wird er sich vor Gericht äußern müssen. Die Senatskommission suchte vielmehr die politischen Implikationen zu eruieren, genauer gesagt die Frage, ob sich Macrons Sicherheitsdienst als eine Art Rambo-Truppe über der Polizei, ja über dem Gesetz gewähnt habe.

"Ich war nicht der Leibwächter des Präsidenten", erklärte Benalla ungeachtet der zahllosen Bilder, die ihn bei Versammlungen im hautnahen Kontakt mit Macron zeigen. Vielmehr habe er die Sicherheit im Élysée koordiniert, beschrieb er seinen Job.

Diesen hatte Benalla nach Bekanntwerden des Videos mit der Prügelszene verloren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Gewaltanwendung durch eine Autoritätsperson und unerlaubte Verwendung von Dienstabzeichen und Polizeisirenen. Benalla sagte, er sei nun arbeitslos, wolle aber in Marokko, seinem Herkunftsland, eine Sicherheitsfirma aufbauen.

Präsident in der Pechsträhne

Der Vorsitzende der Macron-Partei La République en Marche (LRM), Christophe Castaner, hatte den konservativ dominierten Senat davor gewarnt, über die Benalla-Affäre ein "Absetzungsverfahren" gegen den Staatschef in die Wege zu leiten. Die Anhörung war der vorläufig letzte Höhepunkt einer längeren Pechsträhne Emmanuel Macrons. In den vergangenen Tagen war der anfängliche Shootingstar der französischen Politik in den Beliebtheitsumfragen eingebrochen. Drei prominente Minister und eine Abgeordnete erklärten ihren Rücktritt. (Stefan Brändle aus Paris, 20.9.2018)