Gesundheitssprecherin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) hält sich noch bedeckt.

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Das Feld möglicher Kandidatinnen und Kandidaten hat sich schnell gelichtet. Im Ringen um die Nachfolge von Christian Kern sticht eine heraus. Pamela Rendi-Wagner hat sich bis dato nicht am Absagereigen beteiligt, sie hält sich bedeckt – und damit auch alles offen.
Was für sie als neue SPÖ-Chefin spricht: Frau, nicht aus dem Parteikader, von Kern protegiert. Was gegen sie spricht: Frau, nicht aus dem Parteikader, von Kern protegiert.
Die Medizinerin kam als Quereinsteigerin in die SPÖ, ihren Partei eintritt erklärte sie am Tag vor der Angelobung zur neuen Gesundheits- und Frauenministerin im Frühjahr 2017. Kern hatte nach dem Tod von Sabine Oberhauser eine Nachfolgerin suchen müssen.

Ausgebremst

Schon im Dezember war wieder Schluss, von der Ministerbank ging es in die Oppositionsreihen. Als Parlamentarierin ist Rendi-Wagner vor allem mit Protest gegen den von der Regierung gekippten Nichtraucherschutz aufgefallen. Auch als es um die angedrohten Kürzungen bei der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt ging, war es die Gesundheitssprecherin, mit der Parteichef Kern die Bühne teilte.
Die Rückkehr in ihren alten Job als Sektionschefin im Gesundheitsministerium wäre eine mögliche Option zum knackigen Oppositionssprech gewesen. Sie wollte nicht.

Joy Pamela Rendi-Wagner – den Namen verdankt sie angeblich der Hippie-Vergangenheit ihrer Eltern – kommt 1971 in Wien zur Welt. Der Vater ist Sozialpsychologe, die Mutter Kindergärtnerin. Beide sind geschieden und bringen je einen Sohn in die Beziehung mit. "Pam" beginnt ein Medizinstudium, promoviert 1996 an der Medizinischen Universität Wien. Es ist der Beginn einer durchaus beeindruckenden wissenschaftlichen Laufbahn. Auf das Studium folgt ein Master in Public Health an der University of London.

Zurück in Wien arbeitet Rendi-Wagner am Institut für Tropenmedizin, ihr Name als Impfexpertin macht die Runde. Eine Studie über den Nutzen einer Gratis-Rotavirusimmunisierung bei Kindern führt dazu, dass diese seit dem Jahr 2006 Teil der Impfempfehlungen ist.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nicht nur ein politisches Anliegen, sie wird gelebt. Mit ihrem Mann, den sie früh während eines Ferialjobs kennengelernt hat, bekommt sie zwei Töchter. Die jüngere kommt in Israel zur Welt. Ehemann Michael Rendi war dort österreichischer Botschafter. Rendi-Wagner lernt in dieser Zeit Hebräisch, übernimmt eine Gastdozentur.

Als es wieder Richtung Heimat geht, lautet die Devise des Paares: Jetzt steht Pamela Rendi-Wagners Karriere im Vordergrund. Ehemann Michael werkte zunächst als Kabinettschef beim früheren Kulturminister Thomas Drozda, heute ist er Abteilungsleiter im Bundeskanzleramt.

Aufstiegsbereit

Zu innerparteilichen Reibereien äußert sich die 47-Jährige nur mit Bedacht. Zuletzt, als es galt, Hans Peter Doskozils Kritik an "grün-linker Fundipolitik" der SPÖ den Wind aus den Segeln zu nehmen. Rendi-Wagner erklärte dazu im Kurier, der Klimawandel sei "eine der Hauptursachen für Fluchtbewegungen, insofern müssen wir beides gemeinsam diskutieren".
Rhetorische Aufwärmübung für die neue Rolle an der Parteispitze? Beim ursprünglich für Oktober geplanten, jetzt auf November verschobenen Parteitag hätte Rendi-Wagner jedenfalls einmal zu Kerns Stellvertreterin aufsteigen sollen. (Peter Mayr, Karin Riss, 19.9.2018)