Brett Kavanaugh während seiner Anhörung am Donnerstag zu den Vorwürfen der versuchten Vergewaltigung.

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New York – In der Causa um die mögliche Ernennung von Brett Kavanaugh zum Höchstrichter in den USA hat sich ein ehemaliger Studienkollege gemeldet. Charles Ludington, Professor an der North Carolina State University, studierte mit ihm einst in Yale. Dort habe er Kavanaugh des Öfteren betrunken erlebt.

Es seien nicht seine Trinkgewohnheiten, die Ludington schockieren, sondern dass Kavanaugh unter Eid falsche Aussagen gemacht habe. "Dadurch, dass er es kategorisch ausgeschlossen hat, jemals ein Blackout von zu viel Alkohol gehabt zu haben, und weil er die Häufigkeit und Intensität seines Alkoholkonsums heruntergespielt hat, kann ich definitiv sagen, dass er gelogen hat", wird Ludington von der BBC zitiert.

Andere ehemalige Studienkollegen äußerten sich allerdings gegenteilig. Etwa der ehemalige NBA-Profi Chris Dudley, der später als Republikaner für das Gouverneursamt von Oregon kandidierte. Niemals habe er mitbekommen, dass Kavanaugh sich bewusstlos getrunken habe, sagte er.

Was Kavanaugh über seinen Alkoholkonsum sagte

Christine Blasey Ford hatte Kavanaugh am Donnerstag in einer aufsehenerregenden Anhörung vor dem Justizausschuss des US-Senats vorgeworfen, er habe sie 1982 auf einer Party zu vergewaltigen versucht. Kavanaugh sei sehr betrunken gewesen, sie sei sich zu 100 Prozent sicher, dass er es war.

Kavanaugh wurde ebenfalls befragt und bestritt die Vorwürfe vehement. Er betonte, mehrmals sehr gerne Bier zu trinken und in seiner Jugend einige Partys gefeiert zu haben. Bewusstlos getrunken habe er sich aber nie. Kavanaugh reagierte auf die entsprechende Frage einer demokratischen Senatorin fast aggressiv und fragte zurück: "Hatten Sie schon einmal ein Blackout wegen Alkohols?"

Der Ausschnitt des Hearings, das von einem ehemaligen Studienkollegen angezweifelt wird.
PBS NewsHour

Studienkollege will mit FBI sprechen

Nach der Anhörung wollten die Republikaner zunächst Kavanaughs Bestellung bestätigen. Jeff Flake, republikanischer Senator aus Arizona, plädierte dann aber überraschend dafür, eine Woche zu warten und das FBI ermitteln zu lassen.

Seither hat die Behörde Kontakt zu einer zweiten Frau aufgenommen, die den Kandidaten für den Obersten Gerichtshof der sexuellen Belästigung beschuldigt. Der ehemalige Studienkollege Ludington will sich beim FBI melden. "Lügen sollten Konsequenzen haben", sagt er.

Debatte über Einmischung in Ermittlungen

Während die FBI-Ermittlungen zunächst großteils begrüßt wurden, kamen zwischenzeitlich Zweifel am Ausmaß der Untersuchung auf. Mehrere US-Medien berichteten, dass das Weiße Haus die FBI-Untersuchung stark kontrolliere. So habe man der Behörde eine Liste an Zeugen ausgehändigt, die die Ermittler interviewen dürfen, mit anderen sollen sie nicht sprechen – etwa mit einer dritten Frau, die Kavanaugh mittlerweile der sexuellen Belästigung beschuldigt. NBC berichtete außerdem, dass bestimmte Aussagen des Kandidaten nicht überprüft werden sollen.

Senator Flake, von dessen Zustimmung im Senat eine Nominierung wegen der kleinen Mehrheit der Republikaner abhängen könnte, betonte am Montag, er fordere eine "echte Untersuchung". Sollte es nur darum gehen, Kavanaugh via FBI einen Persilschein auszustellen, werde er der Personalie nicht zustimmen.

US-Präsident Donald Trump hat die Berichte über eine Einmischung mehrmals dementiert und als "Fake-News" bezeichnet, nach Flakes Ultimatum wies er das FBI an, "umfassend" zu ermitteln. Auch am Montag stellte er sich wieder hinter seinen Kandidaten für das Höchstgericht. Trump wurde auch direkt auf Kavanaughs Alkoholkonsum und die mögliche Lüge angesprochen. Der US-Präsident glaubt ihm. Trump ging bei den Fragen von Journalisten auch kurz auf seine eigenen Trinkgewohnheiten ein. Er könnte ganz ehrlich sagen, dass er noch nie ein Bier getrunken habe. Das sei eine seiner wenigen positiven Eigenschaften.

NBC zitiert unterdessen einen Mitarbeiter des Weißen Hauses, der Einschränkungen der Ermittlungen bestätigt. Da das FBI nur zu einer sogenannten "background investigation" und nicht zu einer "criminal investigation" beauftragt wurde, entscheide das Weiße Haus über die Parameter der Untersuchung.

Die Entscheidung über Kavanaughs Zukunft solle noch diese Woche Fallen. Das sagte der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, am Montag in der Kammer. McConnell warf den oppositionellen Demokraten vor, sie wollten das Votum mit aller Kraft bis nach der Kongresswahl im November hinauszögern. (lhag, 1.10.2018)