Wer mit einer Erkältung Sport macht, dem droht im schlimmsten Fall eine Herzmuskelentzündung.

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Franziska Zoidl beschäftigt sich beruflich mit Fitness und Gesundheit. Manchmal ist sie selbst krank, wie in diesem Fall.

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Alles fing damit an, dass der Kollege von schräg gegenüber mit einem dicken Schal um den Hals in die Arbeit kam. Er habe sich nur auf einer Pressereise im Flieger ein wenig verkühlt, beschwichtigte er uns mit krächzender Stimme. Ob er uns tatsächlich angesteckt hat, werden wir nie wissen. Fakt ist aber: Alle Kollegen und Kolleginnen in seiner Nähe bekamen eine Erkältung.

Bei mir traten die ersten Symptome drei Tage später auf: Ich wachte in der Früh auf und fühlte mich wie gerädert. Die Nase war verstopft. Der Kopf schmerzte. Außerdem kratzte mein Hals. Ich setzte auf Vitamin C und diverse Mittelchen aus der Apotheke – und ging in die Arbeit. Im Laufe des Tages ging es mir immer besser. Abends hatte ich ursprünglich vorgehabt, mit einigen Bekannten laufen zu gehen. Es sollte nur ein lockerer Lauf werden. Und eigentlich fühlte ich mich ja schon wieder ganz gut ...

Am Ende sagte ich trotzdem ab. Nicht nur an dem einen Tag, sondern so lange, bis meine Erkältungssymptome vollständig abgeklungen waren – also fast nach einer Woche. Denn ich hatte aus Fehlern der Vergangenheit gelernt: Früher war ich bei Schnupfen und Halsweh weitergelaufen. Ich war ja, so meine Überzeugung damals, eigentlich nicht richtig krank. Ein wenig Bewegung würde mir da guttun.

Ab auf die Couch

Das Resultat war oft, dass es mir nach dem Sporteln viel schlechter ging als zuvor – und dass ich dadurch wahrscheinlich länger brauchte, um mich wieder auszukurieren. Diesmal wollte ich alles richtig machen – und legte mich abends auf die Couch, anstatt meine Laufschuhe zu schnüren.

Auch die Wiener Sportmedizinerin Ulrike Preiml empfiehlt ihren Patienten zu pausieren: "Es macht wenig Sinn, mit einer Erkältung oder einem Infekt Sport zu machen." Denn bei Schnupfen sei nicht nur die Atmung beeinträchtigt, sondern auch der Kreislauf. Der Blutdruck im Ruhezustand ist bei einer Erkältung oft niedriger als im gesunden Zustand, der Puls kann erhöht und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sein.

"Der Körper braucht in einer solchen Situation seine gesamte Abwehrkraft, um mit dem Infekt fertig zu werden", so Preiml. Mit Sport würde man für zusätzlichen Stress für den Körper sorgen.

Schaden am Herz

Oft liest man zwar, dass Sport in Maßen bei einem normalen Schnupfen unproblematisch sei. Laut Preiml ist das aber sehr individuell: "Manche fühlen sich bei einem Schnupfen schon so elend, dass sie keinen Sport machen sollten."

Wer sich trotzdem keine Ruhe gönnt, kann die Erkältung oder den viralen Infekt verschlechtern oder verschleppen. Im schlimmsten Fall droht eine Herzmuskelentzündung, wenn sich die Viren auf den Herzmuskel ausbreiten. Eine solche Entzündung kann bleibende Schäden am Herzen verursachen – und im schlimmsten Fall – etwa bei einer verschleppten Grippe – zu Herzversagen führen. Sportmedizinerin Preiml rät Sportlern daher unbedingt zu einer Grippeimpfung.

Langsamer Wiedereinstieg

Wenn man wieder fit ist, empfiehlt Preiml ein niedrigintensives Training als Wiedereinstieg – und, ganz wichtig: "Auf den eigenen Körper hören." Der Ruhepuls muss wieder im normalen Bereich sein, man sollte sich arbeitsfähig fühlen – und wieder Lust auf Sport verspüren.

Bei mir war es nach einer Woche so weit. Ich probierte es mit einem halbstündigen, lockeren Lauf – und merkte sofort: Alles wieder gut. Um erkältete Kollegen mache ich jetzt aber einen großen Bogen. (Franziska Zoidl, 7.10.2018)